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Hochzeitsreise ins KZ

■ Neu im Kino: „Es waren einmal Flitterwochen“, eine Anti-Nazi-Komödie, die etwas grotesk übers Ziel hinausschoß

Im Jahr 1942 erklärte auch Hollywood den Nazis den Krieg. Von den vielen Thrillern, Melodramen, Actionfilmen und Komödien des Jahrgangs, bei denen die amerikanischen Zuschauer nach allen Regeln des Unterhaltungskinos die Faschisten hassen lernten, haben nur „Casablanca“ und „Sein oder Nichtsein“ die Jahre unbeschadet überstanden. Jetzt kommt mit „Once Upon a Honeymoon“ ein Film mit ähnlicher Intention zum ersten Mal in deutsche Kinos. So ganz reicht die Komödie zwar nicht and die Qualität der beiden Kultklassiker heran, aber gerade durch seine Fehler und grotesken Geschmacklosigkeiten interessant anzusehen ist.

Regisseur Leo McCarey hat seine Karriere bei Slapstickfilmen mit den „kleinen Strolchen“ und Laurel & Hardy begonnen. Er drehte mit den Marx Brothers die Anti-Kriegs-Groteske „Duck Soup“, einige klassische Screwball-Komödien und später dann „An Affair to Remember“ – ein Rührstück, bei dem – ähnlich wie später in „Schlaflos in Seattle“ – alle weiblichen Zuschauer sofort zu weinen begannen. Mit großen Ambitionen schöpfte McCarey hier aus all diesen Quellen: Witz und Sentimentalität durchsetzte er mit Anti-Nazi-Propaganda, und so entstand ein monströser Mischmasch aus Kitsch, gutem Willen, Cary Grant und Judenverfolgung.

So darf man das doch nicht machen – möchte man reflexhaft ausrufen. Zum Beispiel, wenn Cary Grant und Ginger Rogers aufgrund einer Verwechslung mal kurz in einem KZ landen – und durch die gängigen Konventionen der Thriller-Dramaturgie auch gleich wieder herausgezaubert werden. Aber wer weiß, ob nicht die deutschen Flüchtlinge wie Brecht oder Heinrich Mann 1942 in Amerika gerade von dieser so naiven Abrechnung mit Hitler begeistert waren.

Grant ist ein typisch amerikanischer, aufrechter Held: ein Radiokommentator, der mit der Front des Krieges von Land zu Land zieht, und aus Österreich, Polen, Norwegen, Holland und Frankreich über die Machenschaften der Deutschen berichtet. Dieselbe Reiseroute hat Ginger Rogers als Ehefrau eines österreichischen Barons, an dessen Akzent und Bart man sofort den Naziagenten erkennen kann. Die beiden finden, bekabbeln und lieben sich, während um sie herum halb Europa in Trümmer fällt. Auch dies zeigt McCarey in Wochenschausausschnitten. Das zerstörte Warschau ist zu sehen, ein andernmal Hitler vor dem Eifelturm. McCarey findet aber auch Bilder, die heute in ihrer unbekümmerten Respektlosigkeit schockieren: Eine Uhr mit Hakenkreuzzeigern zeigt das Tempo des Vormarsches an; und zur Hochzeit wird eine Torte in Form der tschechoslowakischen Landkarte angeschnitten.

So wird man als Zuschauer in diesem Film hin- und hergeworfen. Einige Szenen mit Grant und Rogers sind in schönster Screwball-Tradition ausgeführt; in anderen erzählen sie sich endlos lange, warum sie einander und Amerika lieben. Es wirkt fast, als habe McCarey selbst beim Drehen gemerkt, daß solch ein Film nicht wirklich gut werden kann. Zum Glück gibt es, entgegen der Ankündigung des Kinos, den Film nun doch in der Originalfassung mit Untertiteln – und so hat man das Vergnügen, den sonst so makellosen Cary Grant bei einigen sehr holprigen Sätzen in Deutsch zu ertappen.

Wilfried Hippen

Cinema tägl. 21 Uhr

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