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Unkraut tot, Krebs wächst gut

■ EU-Richtlinie soll revidiert werden

Frankfurt/Main (epd/AP) – Mehr als 40.000 Tonnen Chemikalien werden jährlich auf deutschen Äckern versprüht, zugelassen sind etwa 200 verschiedene Pflanzenschutzmittel. Bei 16 dieser Substanzen besteht der begründete Verdacht, daß sie Krebs auslösen können, bei einigen ist der Nachweis bereits im Tierversuch geführt worden. Fünf der untersuchten Stoffe stehen außerdem im Verdacht, das Erbgut zu schädigen. Die Interdisziplinäre Gesellschaft für Umweltmedizin (Igumed) hat deshalb gestern die Politiker in Bonn und Brüssel dazu aufgefordert, die neue Pestizidrichtlinie der EU „zu überdenken“.

Arndt Dohmen, Vorstandsmitglied der Igumed, befürchtet, „daß Substanzen, die in Deutschland aus gutem Grund verboten waren, wieder verwendet werden“. Atrazin, das in Deutschland seit 1990 nicht mehr zugelassen ist, läßt sich noch heute im Grundwasser nachweisen. Eine Studie der Mediziner Hartmut Dunkelberg und Rudolf Eistellt ergab, daß von neun der 16 untersuchten Substanzen überhaupt keine Angaben über ihre möglichen toxischen Wirkungen vorliegen. Eine kritische Bewertung dieser Pflanzenschutzmittel sei nicht möglich, sagte Dunkelberg in Frankfurt. Aus patentrechtlichen Gründen weigerten sich die Hersteller, die erforderlichen Daten zur Verfügung zu stellen. Keiner der untersuchten Stoffe könne daher als unbedenklich gfelten. Auch die Biologische Bundesanstalt müsse deswegen die Zulassungen überprüfen, die sie diesen Produkten bereits erteilt hat.

Die Interdisziplinäre Gesellschaft für Umweltmedizin wurde 1992 im Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg gegründet. Ihr gehören heute rund 600 Mediziner, Natur- und Gesellschaftswissenschaftler an.

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