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Schröder geil auf Brent Spar

■ Gespräch mit Shell-Chef / Verschrotten in Niedersachsen

Hannover (taz) – Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder streitet unverdrossen mit Greenpeace um den Ehrentitel „Held der Nordsee“. In einem Gespräch mit dem Chef der Deutschen Shell, Peter Duncan, hat Schröder gestern erneut eine Entsorgung der Ölplattform Brent Spar in Niedersachsen angeboten. Schröders Offerte ist allerdings inzwischen zusammengeschrumpft: Niedersächsische Firmen können nur an Land die Einzelsegmente der ausgedienten Ölplattform beseitigen. Auf See zerlegen können sie die Brent Spar nicht.

Zur Vorbereitung des Gesprächs mit der Deutschen Shell hatte das Landesumweltministerium bei einem Hamburger Ingenieurbüro ein Kurzgutachten zur Entsorgung der Brent Spar in Niedersachsen in Auftrag gegeben. In seiner 50seitigen Stellungnahme kommt die „IMS Ingenieurgesellschaft mbH“ zu dem Schluß, daß in den niedersächsischen Häfen Emden und Wilhelmshaven „bereits der Kern für ein Entsorgungs- und Verwertungszentrum von Offshore-Plattformen vorhanden ist“. In den beiden Häfen bieten viele Spezialfirmen Aufarbeitungsleistungen verschiedenster Art für nahezu alle Abfälle an, die in Industrieprozessen und bei der Ausmusterung industrieller Produkte vorkommen. Niedersachsen könne „eine sorgfältige Demontage an Land und die fachgerechte Entsorgung aller problematischen Stoffe“ anbieten. Voraussetzung für diese Entsorgung in Niedersachsen ist nach Auffassung der Gutachter allerdings, daß die Plattformen zuvor „auf See grob zerlegt und die einzelnen Teile dann per Schiff an Land gebracht werden“. Und diese Demontage auf See können heimische Firmen nicht bewerkstelligen. Die Zerlegung sollen „vorwiegend ausländische Spezialfirmen übernehmen“.

Für die Brent Spar schlagen die Gutachter eine vertikale Demontage „in einem geschützten Gewässer (Fjord) mit einer Wassertiefe von mindestens 130 Meter“ als umweltverträglichste Möglichkeit vor. Die Sprecherin des niedersächsischen Umweltministeriums behauptete gestern, bei der Entsorgung der Brent Spar sei die Zerlegung in Einzelteile nie das Problem gewesen. Gefehlt habe es bisher an einer Entsorgungsmöglichkeit an Land für die belasteten Plattformsegmente. Ein Ausweichen in Billiglösungen sei von der Shell-Kundschaft sicher nicht erwünscht. Jürgen Voges

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