: Drei Opel-Chefs ausgestiegen
■ Ende der Karriere nach außerordentlicher Aufsichtsratssitzung / Staatsanwaltschaft findet immer neue Fälle / GM-Manager halten Korruptionssumpf bei Opel für klein
Frankfurt/Main (taz) – Auf immer wieder neue Fälle stößt die Staatsanwaltschaft bei ihrer Ermittlungsarbeit in der Korruptionsaffäre bei Opel und bei diversen Kooperations- und Zulieferfirmen des Autokonzerns. Und die Unterlagen seien längst nicht alle ausgewertet, sagte gestern der Sprecher der Strafverfolgungsbehörde, Herbert Spohn, in Darmstadt. Seine Behörde ermittle in Sachen „Vorteilsnahme“ inzwischen gegen 244 Personen, von denen 65 Opel-Mitarbeiter oder Ex- Opel-Mitarbeiter seien. Daneben, so Spohn weiter, habe die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen 40 Unternehmen eingeleitet, denen vorgeworfen werde, Opel-Angestellte bestochen zu haben. „Entsetzt“ über die „Breite des Korruptionssumpfes bei Opel“, hatte sich auch der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Hans Peter Stihl, geäußert. Diese Randbemerkung des Kettensägenproduzenten aus dem Schwäbischen wurde inzwischen vom Vizepräsidenten von General Motors Europa, Hans Wilhelm Gäb, schroff zurückgewiesen. Stihl solle doch bitteschön anderswo die Grundsätze bei der Bekämpfung der Korruption durchsetzen, die bei Opel bereits gang und „gäb(e)“ seien. Gang und gäbe war am Donnerstag abend in Rüsselsheim der Rücktritt. Gleich drei Führungskräfte, deren Namen im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre genannt wurden, legten ihre Ämter nieder: Der „Held von Eisenach“, Peter Enderle, Mitglied im Vorstand der Opel AG. Der Ehrenvorsitzende des Aufsichtrates, Ferdinand Beikler, die „lebende Legende“ (50 Jahre bei Opel). Und das Aufsichtsratsmitglied Friedrich Lohr.
Die Rücktritte, so der amtierende Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Schwenger, seien nicht als Schuldeingeständnisse zu werten. Die Zurückgetretenen hätten Schaden vom Unternehmen abwenden wollen, die sich aus „öffentlichen Mutmaßungen und Verdächtigungen“ ergeben hätten. Schwenger bezeugte seinen Respekt vor der Entscheidung der drei Topmanager, von denen sich lediglich Enderle öffentlich erklärte. Er fühle sich in seiner Ehre tief verletzt, sagte Enderle. Der Vorwurf der Vorteilsnahme gegen ihn sei ungerechtfertigt, denn die Baufirma Hochtief habe an seiner Privatvilla lediglich Bauleistungen in Höhe von 21.000 Mark erbracht. Und diese Summe habe er auch bezahlt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm dagegen vor, von Hochtief beim Umbau seiner Villa Bauleistungen in wesentlich höherem Umfang erhalten zu haben. Die Kosten dafür seien von Hochtief dann der Adam Opel AG (fingiert) in Rechnung gestellt worden. Klaus-Peter Klingelschmitt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen