: Kriege haben immer nur Leid gebracht -betr.: "Blutrote Friendenstauben", taz vom 24.7.1995
Betr.: „Blutrote Friedenstauben“, taz vom 24.7.
Lieber Klaus Wolschner, ich bin über das Morden und die Vertreibungen genauso entsetzt und zornig wie Du. Zugleich bin ich hilflos und traurig. Aber ich wehre mich dagegen, zur Konfliktlösung deutsche Soldaten nach Bosnien zu schicken. Die Eroberungszüge der Deutschen im II. Weltkrieg waren schrecklich und sind nicht vergessen. Immer stärker wird die deutsche Politik in den Köpfen militarisiert. Seit Jahren haben wir eine „Kriegsberichterstattung“ in den Medien.
Auch die taz gehört dazu. Du selbst hast schon mehrfach für ein hartes Durchgreifen und den militärischen Kampfeinsatz geworben. Wäre es dann nicht konsequent, wenn Du Dich freiwillig zum Kampfeinsatz meldest? Du sprichst die Sprache der Falken und suchst mit verschleiertem Blick nach Opfern in der Friedensbewegung. Behalte Deinen klaren Blick und setze eine Medienkampagne in Gang, die die zahlreichen Bemühungen der vielen Friedensgruppen in Restjugoslawien selbst und hier öffentlich macht und sie dadurch stärken hilft. Das Komitee für Grundrechte und Demokratie hilft nicht nur mit hohem Einsatz vor Ort, sondern hat dazu zahlreiche Vorschläge gemacht (u.a.).
Die Verursachung von „Bürger“-Kriegen ist sicherlich differenzierter zu betrachten. Aber das militärische Denken in den Köpfen und die Verschwendung von Milliarden durch Rüstung und Militär hätte in der Umkehrung den Frieden in den Köpfen und durch wirtschaftliche Sanierung Südosteuropa in eine „blühende“ Region verwandeln können. Kriege haben immer nur Leid, Tod und Zerstörung über die Völker gebracht.
Wollen wir zu Vietnamisierung auf dem Balkan beitragen? Auch wenn es immer schwerer wird, sich in der Öffentlichkeit für friedliche und gewaltfreie Lösungen einzusetzen, gebe ich die Hoffnung nicht auf, schon um der zukünftig anstehenden Konflikte, für nicht-militärische Lösungen und ein Umdenken in den Köpfen zu werben.
Armin Stolle
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