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Explodieren nur vier Atombomben statt acht?

■ Franzosen eröffnen schon mal auf diplomatischem Parkett das Testfeuer

Berlin (AFP/rtr) – Frankreich will mit der neuen Serie von Atomversuchen auf dem Moruroa-Atoll angeblich am 8. September beginnen. Dies berichtete der Rundfunksender Europe 1 gestern unter Berufung auf Militärkreise. Verteidigungsminister Charles Millon lehnte es ab, den genauen Tag für die erste Testzündung zu nennen. Der Termin 8. September sei nur eine weitere Schwindelei. In einem Radio-Interview sagte Millon lediglich, die Versuchsserie werde – wie von Staatspräsident Jacques Chirac angekündigt – zwischen September 1995 und Mai 1996 stattfinden.

Geht es um die Anzahl der Atomtests, so scheint Frankreich jedoch flexibel zu werden. Nach einem Bericht der Tageszeitung Tokio Simbun könnten auch nur drei bis vier statt der geplanten acht Atombomben gezündet werden, um den technischen Zweck der Testserie zu erfüllen. Darauf habe Frankreich Japan hingewiesen. Millon dementierte diese Meldung ausdrücklich nicht. Bei der Bombenserie soll eine robustere Zündkapsel entwickelt und die Möglichkeit von Computersimulationen perfektioniert werden.

Wie gestern bekanntwurde, schrieb Präsident Jacques Chirac am 19. Juli an Greenpeace. Nicht um sich für die dumme Idee mit den Atomtests zu entschuldigen, sondern um zu erklären, warum sein Land unbedingt ein Atoll im Pazifik in die Luft jagen muß. „Die zahlen- und zeitmäßig strikt begrenzte letzte Versuchsreihe ist für die Zuverlässigkeit der Force de frappe unerläßlich“, heißt es im Schreiben des Präsidenten.

Greenpeace wiederum rief gestern die Gegner der Atomversuche zu einer Invasion des Sperrgebiets um das Moruroa- Atoll auf. „Man braucht nur etwa sieben Schiffe und einige Schlauchboote, um die französischen Militärs in Bedrängnis zu bringen“, erklärte David McTaggart. Der ehemalige Greenpeace-Chef tauchte am Mittwoch in Tahiti auf. McTaggart und seine beiden Mitstreiter berichteten, sie hätten sich zwölf Tage lang auf Moruroa versteckt und seien erst dann aufgespürt worden. Zuletzt hielten sich die drei auf dem Vanavana-Atoll auf, das rund 120 Kilometer nördlich von Moruroa liegt. Sie hatten sich von der Jacht „Vega“ abgesetzt und mit einem Schlauchboot auf den Weg zum Atoll gemacht, als am 9. Juli französische Marinesoldaten das Greenpeace- Schiff „Rainbow Warrior II“ enterten.

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