: Polizisten als Saubermänner
■ Im Nachteinsatz entfernten die Beamten illegale PKK-Plakate
Die Gäste im Café „Zosch“ in der Tucholskystraße trauten ihren Augen nicht. Eigentlich wollten sie bei einem kühlen Bier in Ruhe den schwülen Sommerabend genießen, da sahen sie sich auf einmal einer Übermacht in Grün gegenüber. Aus mehreren Mannschaftswagen der Polizei sprangen junge Beamte mit adrettem Kurzhaarschnitt und machten sich ans Werk. Eifrig und mit größter Sorgfalt entfernten sie Plakate von den Wänden. Einer der Grünuniformierten raunte angewidert: „Weg mit dem Dreck.“ „Geht doch erst mal arbeiten“, pöbelten die verdutzten Gäste zurück. Das „Corpus delicti“, nach dem die Ordnungshüter jagten, war ein 50 mal 35 cm großes Plakat, dessen Inhalt „auf die Organisation der verbotenen PKK schließen läßt“, so ein Sprecher der Polizei. Neben einem roten fünfzackigen Stern auf gelben Grund war auf dem Plakat das Foto der verstorbenen Kurdin Gülnaz Baghistani abgebildet, dazu der Text: „Am achten Tag des Hungerstreiks in Berlin ermordet“.
Da ein Plakatentferner noch nicht erfunden ist, war die „Unkenntlichmachung dem Naturtalent des vor Ort anwesenden Polizeibeamten überlassen“, teilte die Polizei mit. Alle Funkstreifen waren vor der gestrigen Demonstration angewiesen, nach dem gemeingefährlichen Plakat Ausschau zu halten. Die Aktion wurde „systematisch durchgeführt“. Mal rissen die Beamten ungestüm am widerspenstigen Papier, woanders kratzten sie dienstbeflissen, in der Oranienburger Straße waren sie sogar mit Pinsel und Farbe unterwegs. Noch um drei Uhr nachts wurde ein Streifenpolizist gesichtet, der sich mit seinem eigenen Schlüsselbund ans mühselige Kratzen machte. Ole Schulz
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