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Hungerstreik nur mit offener Tür

■ Kreuzbergs Bürgermeister Strieder und Bündnisgrüne vermitteln im Streit um Gittertor vor kurdischer Mahnwache

Explosive Stimmung gestern im deutsch-kurdischen Kulturverein „Navcha-Kurd“ in der Zossener Straße: Während ein Dutzend Polizeifahrzeuge in der Gneisenaustraße standen, bewaffneten sich jugendliche Kurden im Innenhof des Vereins mit Steinen und Stöcken. Grund der angespannten Situation ist das Gitter vor dem Eingangstor. Im Laufe des Tages hatte sich der Konflikt immer mehr aufgeschaukelt, nachdem Hausbewohner sich am Vormittag bei der Polizei beschwert hatten, sie könnten das Gebäude wegen des verschlossenen Tores nicht mehr verlassen. Es gehe nicht an, so der stellvertretende Leiter der Direktion V, Karau, vor Ort, daß durch das Schließen des Tores durch Posten des Hungerstreikkomitees „rechtsfreie Räume“ geschaffen würden. Obwohl sich die Polizei bereits am Donnerstag mit dem Komitee auf einen „ungehinderten Zugang“ geeinigt habe, so Karau, sei das Tor gestern wieder verschlossen gewesen.

Karau betonte, daß das geplante Entfernen des Gitters nichts mit dem Hungerstreik zu tun habe. Ein Sprecher des Komitees jedoch sieht darin nur einen Vorwand, die Mahnwache aufzulösen. Außerdem sei das Tor immer offen gewesen, so der Sprecher. Im Laufe des gestrigen Nachmittags schalteten sich Bezirksbürgermeister Peter Strieder (SPD), der Anwalt Christian Ströbele, Kambiz Behbahani vom Bundesvorstand der Grünen und der Vorsitzende des Kurdischen Zentrums als Vermittler ein. Nachdem Strieders Vermittlungsversuch vor Ort mit den Rufen „Wir sind PKK“ abgebügelt wurde, lud er zu einem Gespräch ins Kreuzberger Rathaus, bei dem Vertreter des Hungerstreikkomitees und der Polizei zugegen waren. Ergebnis: die Polizei sagte zu, die Mahnwache bis zu deren Ende am Dienstag zu dulden. Das Gitter aber muß weg. Bis Redaktionsschluß gab es keine Einigung. Barbara Bollwahn

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