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Es gibt keine zweite Chance

■ Zu hohe Halbfinal-Hürden für Florian Schwarthoff

Göteborg (taz) – Als der Sieger Allen Johnson erklärte, was es mit der Aufschrift seines T-Shirts auf sich hatte, war Florian Schwarthoff (27) schon über alle Hürden. Beziehungsweise eben nicht. Es war beim samstäglichen WM-Halbfinale über die 110 m-Hürden am dritten Hindernis. Der Mann, der erkoren war, etwas Besonderes für die deutsche Leichtathletik zu tun, touchierte das Holz und begann zu schwanken. Die vierte Hürde nahm er noch, in die fünfte lief er hinein, und dann war auch das erledigt.

Was die lose Vereinigung jener Athleten betrifft, die für Verband und deutsches Land antreten, mag das etwas Symbolisches gehabt haben: Einer für alle? Ja, Schwarthoff war zuletzt immer besser geworden. Ja, es war seine Saison. Ja, Trainer Hans-Jörg Holzamer und er hatten die technischen Fertigkeiten des längsten und einzigen weißen Weltklasse-Hürdlers stark vorangetrieben. Und ja, Weltrekordler Colin Jackson, Weltjahresbester Crear und Olympiasieger McCoy fehlten. Andererseits: Hatte Schwarthoff nicht nach dem Vorlauf gesagt: „Nur wenn ich ein perfektes Rennen laufe, habe ich eine Chance. Und vielleicht nicht einmal dann gewonnen“? Hatte er!

Das Finale hat ihn bestätigt. Sieger Allen Johnson, der neue US- Mann, lief 13,00 Sekunden, der Brite Tony Jarrett, Schwarthoffs Favorit, 13,04. Selbst wenn der Heppenheimer Architekturstudent seinen persönlichen Rekord gelaufen hätte (13,05 Sekunden), hätte es allenfalls für Bronze gereicht. Die Sieger übrigens erwähnten Schwarthoff mit keinem Wort.

Der DLV freilich muß nun auch seinen Florian zu jenen zählen, deren „Leistungsdarstellungen so nicht nachzuvollziehen sind“ (Leistungschef Frank Hensel). Und das ist hart, weil der genau jenes Modell Athlet ist, den man – neben Baumann und womöglich Motchebon – hätte vorzeigen mögen. Nun wird man sich zwar, was die Addierung der Plätze eins bis acht betrifft auf dem von Hensel angestrebten dritten Platz hinter USA und Rußland einfinden. Doch neun dieser Finalränge sind den Werfern und Stoßern zu verdanken, darunter die Goldenen von Lars Riedel (Diskus) und Astrid Kumbernuss (Kugelstoßen). Samstag kam noch eine Silbermedaille durch die Diskuswerferin Ilke Wyludda (25) dazu, die danach hoffte, „daß sich die Leistung, die wir das ganze Jahr bringen, auch bei den Meetings auszahlt“. Doch das tut sie eben nicht: Diese Medaillen kann man zwar leicht zählen, nutzbringend vermarkten kann man sie kaum.

Zwar hat Präsident Digel bis zuletzt darauf vertraut, „der Dieter Baumann“ werde es „schon richten“ (nach Redaktionsschluß dieser Seite). Doch einmal ganz abgesehen von den Sponsoren: Auch der für die Förderung des Sports zuständige Innenminister pflegt in schlechten Zeiten „Fragen aufzuwerfen“ (Digel). Die zu beantworten wird dem Präsidenten womöglich nicht so leicht fallen wie dem Hürdler Johnson jene nach seinem T-Shirt. Wenn Florian Schwarthoff, der zu diesem Zeitpunkt bereits im AthletInnendorf war, den Fernseher angestellt hatte, konnte er darauf lesen: „No second chances“. Peter Unfried

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