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Neuer Rummel um die Deutsche Aerospace

■ Rekordverluste bei Fokker und Protest von Bremens Scherf

Bonn (dpa/rtr) – Nicht nur die deutsche Belegschaft der Daimler- Benz Aerospace AG (Dasa) mit ihrem Passagierflugzeug Airbus ist von radikalen Entlassungen bedroht. Auch der niederländischen Tochterfirma Fokker NV in Amsterdam geht es schlecht. Sie hatte am Dienstag einen Rekordverlust von 651 Millionen Gulden (579 Millionen Mark) im ersten Halbjahr 1995 bekanntgegeben. Damit ist der Gesamtverlust von 1994 in Höhe von 449 Millionen Gulden bereits übertroffen worden.

Der niederländische Wirtschaftsminister Hans Wijers sagte in einem Rundfunkgespräch, die Regierung in Den Haag werde erst dann über eine mögliche Unterstützung für Fokker entscheiden, wenn Dasa ein gutes Sanierungskonzept präsentiert habe. Fokker- Sprecher Leo Steijn warnte gestern, das Eigenvermögen des Traditionsunternehmens sei nun nahezu aufgebraucht. Nur dank eines Überbrückungskredits von der Dasa könne Fokker seinen laufenden Verpflichtungen nachkommen. Um die Firma vor dem Bankrott zu retten, sei eine Kapitalspritze von Hunderten Millionen Gulden nötig. Ob Fokker künftig bessere Resultate erzielen werde, hänge vor allem vom Dollar und vom Erfolg des Dasa-Sanierungsprogramms „Dolores“ ab.

Am Dienstag legten die Betriebsräte der Dasa die geplanten Entlassungen von 15.000 KollegInnen offen. Über das Sparprogramm für die 40.000 Beschäftigten wird im Oktober endgültig beschlossen. 9.000 sollen allein bei der Airbus-Abteilung gehen. Zur Rettung soll der Staat auch mit neuen Rüstungsaufträgen helfen: Der Eurofighter (früher Jäger 90) und Hubschrauber für das Heer sollen früher bestellt werden, die Förderung für Forschung und Entwicklung soll verbessert werden. Für Ende September kündigte Bayerns Minsterpräsident Edmund Stoiber dazu einen „Luft- und-Raumfahrt-Gipfel“ an. Teilnehmen sollen die Unternehmensführung, Betriebsräte und die verschiedenen Länderchefs.

Bremens Bürgermeister Henning Scherf (SPD) forderte die Dasa-Konzernführung zu einem Gespräch über ihr Sanierungskonzept auf. Im Deutschlandfunk bezweifelte er, daß das Programm nur die Abhängigkeit vom Dollar beseitigen solle. Dagegen sei die Dasa bis 1998 abgesichert. Er hob hervor, daß die Dasa seit 1991 mit dem erfolgreichen Produkt Airbus über 300 Millionen Mark Gewinn erwirtschaftet habe. Das Flugzeugprojekt sei mit öffentlichen Mitteln erheblich gefördert worden, und der Staat habe daher über seine Zukunft mitzureden.

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