: Rache für Heß, Freiheit für Lauck
■ Hunderte Neonazis marschierten zu Heß' Todestag auf
Roskilde/Lüneburg/Chemnitz (AFP) – Zum Abschluß der von Neonazis ausgerufenen „Heß-Aktionstage“ sind am Wochenende in verschiedenen deutschen Städten sowie im dänischen Roskilde mehrere hundert Neonazis aufmarschiert. Dutzende deutsche Neonazis wurden bereits bei der Anreise nach Roskilde in Flensburg und Rostock gestoppt. Die Neonazis demonstrierten dort für die Freilassung des US-Neonazis Gary Lauck, der in Dänemark inhaftiert ist und an Deutschland ausgeliefert werden soll.
An einem Neonazi-Aufmarsch im niedersächsischen Schneverdingen beteiligten sich nach Polizeiangaben am Samstag nachmittag 200 Menschen. In der Nacht zum Sonntag wurden dort drei Passanten mit Baseballschlägern überfallen und zum Teil schwer verletzt; die Polizei nahm drei Tatverdächtige fest, die außer Baseballschlägern auch eine Axt dabei hatten. In Hamburg löste die Polizei in der Nacht zum Samstag einen Aufmarsch von rund 60 Neonazis auf, die Slogans wie „Blut und Ehre für Rudolf Heß“ und „Rache für Rudolf Heß“ skandierten. Die sächsische Polizei nahm in Zwickau, Plauen und Chemnitz 24 weitere Neonazis in vorbeugenden Polizeigewahrsam. Unter den 17- bis 25jährigen Jugendlichen seien mehrere bereits wegen schwerer Straftaten in Erscheinung getreten, teilte die Polizei mit.
Schon am vergangenen Wochenende hatte die Chemnitzer Polizei 84 Neonazis in Vorbeugegewahrsam genommen, von denen 78 bis Montag hinter Schloß und Riegel bleiben sollten. Das Amtsgericht Chemnitz hatte die nach dem sächsischen Polizeigesetz möglichen Gewahrsamsbeschlüsse am vergangenen Sonntag erlassen, um angekündigte Neonazi-Aktionen in der „Heß-Aktionswoche“ zu unterbinden. Mit den Aktionstagen wollte die rechtsradikale Szene an den Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß erinnern, der am 17. August 1987 im Gefängnis Berlin- Spandau Selbstmord verübt hatte. Siehe auch Seite 9
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