: Ehrung für chinesischen Gewerkschafter
■ Der Bremer Solidaritätspreis geht an Han Dong-Fang – trotz heftiger Bauchschmerzen bei der Bremer CDU
Han Dong-Fang heißt der diesjährige Träger des Bremer Solidaritätspreises. Trotz heftgen Bauchwehs bei der Bremer CDU wegen möglicher negativer Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen mit China hat sich am Dienstag der Senat zur Preisverleihung an den chinesischen Gewerkschaftler entschieden.
Mit der Ehrung Hang Dong-Fangs richtet sich der Blick auf die Menschenrechtssituation in China. Der Eisenbahner Hang Dong-Fang hat im Umbruchjahr 1989 zu den Mitbegründern der ersten unabhängigen Gewerkschaften Chinas gehört, der Autonomen Arbeitervereinigung von Peking (AVV), die die Forderungen der StudentInnen vom Tienanmen-Platz unterstützte. Der Studentenprotest wurde am 21. August 1989 blutig niedergeschlagen, viele der AnführerInnen wurden in Lager und Gefängnisse geworfen, wenn es ihnen nicht gelang, ins Ausland zu fliehen. Das Regime ließ eine Welle der Verfolgung über das Land gehen.
Die AVV wurde als „konterrevolutionär“ eingestuft und verboten, Han Dong-Fang wurde wegen „konterrevolutionärer Propaganda und Agitation“ festgesetzt. Nach seiner Freilassung 1991 engagierte er sich weiter für das Recht zur Bildung unabhängiger Gewerkschaften – und geriet weiter unter Druck. Der wurde noch bedrohlicher, als er den Antrag stellte, sich wegen einer Tuberkulose-Erkrankung in den USA behandeln lassen zu dürfen. Im September 1992 konnte er schließlich ausreisen.
Als er im folgenden Sommer die Einreise über Hong Kong probierte, wurde er an der Grenze abgewiesen. Seitdem lebt er in der britischen Kolonie und führt von dort seinen politischen Kampf.
Hang Dong-Fang wird in einer prominenten Reihe von PreisträgerInnen stehen. Der Preis, der alle zwei Jahre verliehen wird, ging 1988 zuerst an Winnie und Nelson Mandela, darauf an den salvadoranischen Bischof Medardo Ernesto Gómez Soto, stellvertretend für seine Landsleute, die sich trotz der Bedrohung durch rechtsgerichtete „Todesschwadrone“ für die Menschenrechte einsetzten.
1992 ging der Preis an Davi Copenawa Yanomami, den Führer des Yanomami-Indianervolkes aus dem brasilianischen Amazonas-Regenwald, das durch den Vormarsch ganzer Heerscharen von Goldsuchern bedroht ist. Im letzten Jahr wurde die birmesische Oppositionelle Aung Sang Suu Kyi geehrt. Sie konnte den Preis, der mit 10.000 Mark dotiert ist, allerdings nicht selbst entgegennehmen: Ihr langer, vom Regime verhängter Hausarrest war noch nicht beendet.
Am 2. Februar 1996 soll der Preis an Han Dong-Fang überreicht werden, dann wird die UN-Menschenrechtsorganisation 50 Jahre alt. J.G.
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