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Godzilla am Kranzler

■ Senat genehmigte Hochhaus-Bebauung am Kranzler-Eck am Ku'damm. Denkmalgeschützte Bauten bleiben erhalten

In die westliche City wird ein zweiter Glasturm gepflanzt. Nach dem Hochhaus am Bahnhof Zoologischer Garten, das Richard Rogers (London) baut, kann jetzt auch Helmut Jahn (Chicago) seinen 16stöckigen Glasklotz für Büros und Läden am sogenannten „Victoria-Areal“ Kurfürstendamm Ecke Joachimstaler Straße hochziehen. Der Senat genehmigte gestern den neuen Bebauungsplan für das umstrittene Projekt. Das anvisierte Mini-Manhattan zwischen Bahnhof Zoo, der Kantstraße und dem oberen Ku'damm ist somit bald um einen Brückenkopf reicher.

Bausenator Wolfgang Nagel wertete die Entscheidung als „wichtiges städtebauliches Signal zur Aufwertung der westlichen Innenstadt“. Vielfach geäußerte Bedenken, daß der 160 Meter lange Riegel das stadtbildprägende, denkmalgeschützte Ensemble aus Café Kranzler, der Ladengalerie entlang der Joachimstaler Straße und dem Bilka-Kaufhaus „erdrücken“ würde, ließ der Bausenator nicht gelten. Bilka und das Kranzler-Eck konnten bis auf den Abriß eines „Sägezahns“ (den dritten Pavillon neben dem Victoria-Haus) erhalten werden. Nagel: „Ich finde die Jahn-Planung gut.“ Das Hochhaus markiere zwar einen „bauhistorischen Bruch“ mit den bestehenden Gebäuden aus den fünfziger Jahren. Der „neue Bebauungstyp“ sei aber mit den Altbauten vereinbar.

Der Entwurf von Jahn sieht neben dem langen hohen Glasriegel, der quer zum Kurfürstendamm bis zur Kantstraße reicht und den Blick nach Osten kappt, noch zwei weitere achtgeschossige Bauten im Hof des Victoria-Areals vor, in denen neben den Büros auch rund 50 Wohnungen geplant sind. Jahn sieht seinen Entwurf ganz amerikanisch: Malls, Einkaufspassagen und eine „Piazza“ sollen im Innenbereich entstehen, sagte er gestern.

Daß die Bebauung jetzt zustande kommt, haben Nagel und Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) zu verantworten. Der Bezirk Charlottenburg hatte angesichts der Hochhausplanung, der daraus resultierenden sozialen Umstrukturierung und aus Gründen des Denkmalschutzes den Entwurf abgelehnt und eine Genehmigung blockiert. Nagel und Hassemer zogen darauf das Verfahren auf Senatsebene.

Die Victoria-Versicherung will mit dem Neubau noch 1996 beginnen. Der Bebauungsplan soll nach Auskunft von Nagel noch in dieser Legislaturperiode das Parlament passieren. Hintersinn: Der Investor möchte Planungssicherheit, und mit dem möglichen Koalitionspartner der SPD, den Grünen, will man nicht gleich streiten müssen. Elisabeth Ziemer erklärte gestern, die Bündnisgrünen würden gegen den Bebauungsplan stimmen. Der Klotz überrage „wie Godzilla“ die Nachbarbauten. Rolf Lautenschläger

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