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Schneider droht Ärger für Banken an

■ 56 Banken betroffen / Schadensersatzklage angekündigt

Berlin (dpa/AP/rtr) – Der in Miami in Auslieferungshaft sitzende Immobilienhändler Jürgen Schneider hat im Nachrichtenmagazin Focus schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Bank erhoben. „Sie (die Deutsche Bank) hat bewußt mein Vermögen und meine wirtschaftliche Existenz ruiniert“, sagte Schneider im ersten Interview seit seinem Verschwinden im April 1994. Schneider will jetzt alle Einzelheiten an die Öffentlichkeit bringen und drohte mit einem Schadensersatzprozeß.

Das Immobilienimperium des Bauspekulanten war im April 1994 zusammengebrochen. Schneider hinterließ einen Schuldenberg von rund sechs Milliarden Mark, als er sich nach Miami absetzte. Dort wurde er im Mai 1995 von Fahndern der amerikanischen Polizei verhaftet. Über die Auslieferung nach Deutschland soll Anfang September entschieden werden. „Wenn ich auspacke, gibt es erheblichen Ärger für den gesamten Vorstand der Deutschen Bank“, sagte Schneider. Mit seinen Aussagen will er auch noch weitere 55 Banken belasten.

Zu dem Vorwurf, er habe eine Rechnung über 29 Millionen Mark gefälscht oder fälschen lassen, will Schneider „hochsensationelle Äußerungen“ machen. Nach Schneiders Darstellung wußten die Banken, daß er Grundstücke an sich selbst verkauft hat. Über die 245 Millionen Mark, die er kurz vor seinem Abtauchen auf eine Genfer Bank transferiert hatte, sagte Schneider: „Die Banken wußten immer, wo dieses Geld ist. Wenn ich das Geld hätte verschwinden lassen wollen, dann wäre ich dazu fähig gewesen, so daß es niemals gefunden worden wäre.“

Der Baulöwe ist auch sicher, daß die Fahnder schon seit Juli/ August 1994 wußten, daß er und seine Frau sich in Miami versteckt hielten. jus

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