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Seelenfriede vs. Frieden

■ Organisatoren der Antikriegsdemo weiter zerstritten / Auch die GEW zieht sich zurück / Autor Schneider beklagt Intoleranz

Die Organisatoren der Antikriegsdemonstration am 1. September unter dem Motto „Stoppt den Krieg in Bosnien“ bekriegen sich weiter: Bei einer Pressekonferenz im Haus des Süd-Ost-Europa- Vereins, dem Veranstalter der Demonstration, erhitzten sich gestern erneut die Gemüter. Bündnis 90/ Die Grünen, die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) und die Friedenskoordination traten endgültig den Rückzug an.

Zankapfel der FriedenskämpferInnen ist seit vergangener Woche die geplante Rede des Bosnien- Beauftragten der Bundesregierung, Freimut Duve (SPD). Duve gilt als Befürworter von militärischen Interventionen im ehemaligen Jugoslawien und war angeblich von dem Verein ohne vorherige Absprache mit den übrigen Veranstaltern eingeladen worden. Diese wollen an der Demonstration nun nicht mehr teilnehmen, planen allerdings keinen eigenen Umzug, sondern andere Aktionen.

„Wir lassen unsere Solidaritätsarbeit für die Friedenskräfte in Ex- Jugoslawien und die Flüchtlinge hier nicht als Staffage für ein Werben um Militäreinsätze verkommen“, empört sich Laura von Wimmerberg von der Friedenskoordination. Absprachen seien nicht eingehalten worden. Mit Duve sei entgegen der Absprache ein Parteipolitiker zum Redner gemacht worden, und zwar mitten im Wahlkampf, lautet auch die Kritik von Bündnis 90/Die Grünen. „Der Veranstaltung wird einseitig der Stempel der Befürwortung einer militärischen Intervention in Bosnien aufgedrückt“, meint Sprecher Christian Ströbele.

Die GEW hat sich jetzt auch als Unterstützer verabschiedet. „Nachdem sich alle pazifistischen Organisationen zurückgezogen haben, fehlt uns die Grundlage“, ist Standpunkt der GEW.

„Wir stehen hinter unseren Rednern“, betont dagegen die Vorsitzende des Süd-Ost-Europa- Vereins, Bosiljka Schedlich, und fordert zum Dialog auf. „Wir wissen um die verschiedenen Sichtweisen zur Lösung des Konflikts in Bosnien. Warum soll denn offen am Antikriegstag darüber diskutiert werden?“ Den VertreterInnen der Gruppen mit rigoros pazifistischen Ansichten sei angeboten worden, selbst eine Rede zu halten.

„Hier steht mehr der eigene Seelenfriede im Vordergrund als der Frieden in Bosnien“, beklagte der Schriftsteller Peter Schneider. Es drehe sich immer nur um sich selbst. Wenn bereits die Minimalforderung nach Frieden auf dem Balkan zu einem solchen Zerwürfnis führe, würden Grüne, GEW und Friedenskoordination ihre Intoleranz selbst entlarven. „Den Grünen geht es um kleinkarierte Parteipolitik im Wahlkampf, und die Friedenskoordination will im Kampf gegen die Bundesregierung glänzen“, kritisierte die Aktivistin Sanem Kleff. Silke Fokken

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