piwik no script img

Unterm Strich

Die Regierung von Peru erwägt im Rahmen des 1992 begonnenen Privatisierungsprogramms, auch archäologische Sehenswürdigkeiten in private Hände zu überführen. So könnten zum Beispiel die Inkastadt Machu Picchu, die den spanischen Eroberern im 16. Jahrhundert verborgen blieb, und Chan-Chan, die „größte Lehmstadt der Welt“, privaten Firmen oder Personen zur Pflege und geschäftlichen Ausbeutung überlassen werden. Das neue Tourismus-Gesetz, von dem bislang erst ein Entwurf vorliegt, werde diese Möglichkeit im Rahmen einer internationalen Ausschreibung gestatten, sagte ein Kongreßabgeordneter. Entsprechende Konzessionen könnten im Falle Perus für dreißig bis fünfzig Jahre erteilt werden. Auf jeden Fall würde aber das Nationale Kulturinstitut (INC) darüber wachen, daß die Instandhaltungsarbeiten von Experten durchgeführt werden.

Grass, Ranicki und kein Ende: In ungewöhnlich scharfer Form hat der österreichische Schriftsteller Johannes Mario Simmel die Kritiker attackiert, die „Ein weites Feld“ verrissen hatten. „Selbst wenn das Buch, das ich nicht kenne, so schlecht wäre, berechtigt das keinen, Grass mit einem an Mordlust grenzenden Haß zu begegnen, wie es zum Beispiel im Literarischen Quartett geschehen ist“, erklärte Simmel der Zeitschrift News. „Am infamsten“ sei es, daß Grass wegen seiner politischen Überzeugung angegriffen werde, meint Simmel. „Daß es in Deutschland Fremdenhaß, Judenhaß und Rechtsradikalismus gibt, kann niemand bestreiten. Daß Grass für seine Ansichten beschimpft wird, zeigt, wie recht er hat.“

Günter Grass hat sich derweil im Stern erstmals öffentlich zu der überwiegend schlechten Aufnahme seines neuen Romans geäußert. „Nicht das Buch ist das Ereignis, sondern die Reaktion der Medien darauf.“ Für ihn schiebe „sich in der Kultur in erschreckendem Maß das Sekundäre vor das Primäre“. Nur wenn er zerrissen werde, komme der Autor noch vor. „Da wir schon über Unflat reden: In einem Land wie Deutschland sollte man weiß Gott vorsichtig sein beim Umgang mit Büchern. Wir haben da eine Vorgeschichte“, sagte Grass mit Blick auf das umstrittene Spiegel-Titelbild, das Marcel Reich-Ranicki in einer Fotomontage beim Zerreißen seines Romans zeigt. Immerhin steht der langfristige Erfolg seines Romans für Grass außer Zweifel: „Schon in der ersten Fassung kam mir das Ganze wie ein Wurf vor.“

Ob der Erfolg langfristig sein wird, muß sich noch zeigen. Aber bisher, haben wir doch gleich geahnt, verkauft sich der Grass-Roman nach all dem Rummel natürlich ff! Nach einer bundesweiten dpa-Umfrage bei Buchhändlern ist das knapp 50 Mark teure Werk vor allem in Metropolen und Universitätsstädten ein Renner. Der Göttinger Steidl Verlag hat nach eigenen Angaben die erste Auflage von 100.000 Exemplaren bereits ausgeliefert, 50.000 Stück folgen nächste

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen