Mit dem U-Bahn-Plan zum gezielten Shopping

■ Eine PR-Agentur und die BVG geben ein Verzeichnis von Geschäften entlang der U-Bahn-Linie 9 heraus. Der autofreie Einkauf im Kiez soll gefördert werden

Der Kühlschrank ist leer. Und am Wochenende wollte man ja auch mit dem Rad ins Umland, nur ein Witzbold hat mal wieder das Ventil geklaut. Also schnell ins Auto, auf der Suche nach einem Parkplatz stundenlang um die Häuserblocks gekurvt, bis man schließlich kurz vor Ladenschluß entnervt in die Geschäfte stürzt.

Dabei könnte das Leben doch viel einfacher sein, wenn man die U-Bahn benutzt und einen Einkaufsführer zur Hand gehabt hätte, dachte sich die Agentur „Werbepunkt“. Und setzte diese Idee flugs um. Ab Ende September wird nun, eine Neuheit in Berlin, ein handlicher Shoppingführer namens „pro line“ für die U-Bahn- Linie 9 von Rathaus Steglitz zur Osloer Straße angeboten. In dem rund 50 Seiten dicken Heft ist jede U-Bahn-Station mit einem eigenen übersichtlichen und farbigen Umgebungsplan verzeichnet. Anhand eines Sachregisters kann sich der gestreßte Großstädter schon vorab die Fahrradläden, Delikateßgeschäfte, Restaurants oder Dienstleister heraussuchen. „Viele Menschen“, hat die Geschäftsführerin der PR-Agentur, Gabriele Jüngst-Preinfalk, festgestellt, „wissen in der Regel gar nicht, daß sie fast alles in ihrem Kiez einkaufen und getrost auf das Auto verzichten können.“

Von dem Konzept der zwölfköpfigen Werbeagentur war die BVG angetan: 40.000 Exemplare der Startauflage von 100.000 wurden vorab aufgekauft. Die handlichen Hefte im 8-mal-18-Zentimeter-Format wollen die Verkehrsbetriebe Ende September in einer Großaktion an jene Autofahrer kostenlos verteilen, die sich oberhalb der U9 durch den Stau quälen. 30.000 weitere Exemplare verschickt die Agentur an Geschäfte, Restaurants und Dienstleister, die als Anzeigenkunden im neuen U- Bahn-Führer inserieren. Ob diese die Hefte an ihre Kunden verschenken oder zum Stückpreis von 2,50 Mark verkaufen, bleibt ihnen selbst überlassen. Für die Restauflage, so der Plan der PR-Leute, sollen noch Hotels, Busunternehmen und andere Firmen der Tourismusbranche gewonnen werden.

Bewußt wurde darauf verzichtet, Werbung von Geschäften aufzunehmen, die nicht in umittelbarer Umgebung der U-Bahn-Stationen liegen. „Wir wollen nicht, daß die Nutzer durch Zusatzinformationen verwirrt werden“, erklärt Jüngst-Preinfalk.

Ihre Agentur hat sich viel vorgenommen. In Zukunft sollen die Hefte für alle Berliner U-Bahn-Linien erstellt werden. Als nächstes wird ab November „pro line“ für die U1 angeboten. Unklar ist allerdings noch, ob sich die BVG wieder daran beteiligt. Das hängt nicht zuletzt vom Erfolg des Shoppingführers für die U9 ab. Severin Weiland

Informationen bei „Werbepunkt“, Rungestraße 17, 10179 Berlin, Telefon: 278 787 68.