: Sechs Jahre Krieg: 20.000 Tote
Seit 1989 herrscht im Kaschmirtal Bürgerkrieg, 20.000 Menschenleben hat er bisher gefordert. Nach Angaben der indischen Regierung haben seitdem über 1.700 Entführungen stattgefunden. Etwa die Hälfte davon endete für die Geiseln tödlich. Schlagzeilen hat bislang jedoch nur die Entführung westlicher Touristen gemacht. Anfang Juli wurden fünf Rucksacktouristen verschleppt, einer von ihnen, der Schwede Christian Ostro später ermordet. Zu der Tat bekannte sich eine Gruppe mit dem mysteriösen Namen al-Faran (die Kämpfer aus den Bergen). Gerüchte, dies sei ein Deckname für die bekannte „Harkat-ul-Ansar“, eine Gruppe, in der viele Afghanen mitmischen, ließen sich bislang nicht bestätigen.
Die „All-Party-Huriyat-Conference“, das inoffizielle politische Forum der Kaschmiris umfaßt 37 Gruppen. Das einzige Ziel, das alle gemeinsam haben, ist die Loslösung Kaschmirs vom indischen Staat. Manche wünschen sich Unabhängigkeit. Andere den Anschluß an Pakistan, das seit 1947 etwa ein Drittel des Kaschmirtals, das sogenannte Azad-Kaschmir, das freie Kaschmir kontrolliert. An der „Waffenstillstandslinie“ der UNO herrscht seit 1989 reges Treiben. In den Nächten versuchen junge Männer die Grenze nach Pakistan zu überschreiten. Gelingt es ihnen, so werden sie dort im Schnellverfahren an Waffen ausgebildet und zurückgeschickt.
Die Bevölkerung des indischen Teils von Kaschmir besteht zu 80 Prozent aus Muslimen. Indiens hilfloser Strategie, dem Aufstand des Volkes mit Gewalt zu begegnen, fallen jeden Tag unschuldige Menschen zum Opfer. Inoffizielle Quellen sprechen von über 600.000 indischen Soldaten auf einem Territorium, das weniger als halb so groß ist wie Deutschland.
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