Kommentar: Die ÖTV regiert...
■ Strukturreform bei der BLG erdrückt
Bei dem Konflikt um den BLG-Chef Stuchtey ging es um den Führungs-Stil des Professors, der – selbst Fachmann – zu sehr auf seine eigene Meinung vertraute. Industriepolitisch interessant sind die Inhalte, um die es ging bei diesem Machtkampf von Personen.
In wenigen Monaten wird die Position des Arbeitsdirektors bei der BLG frei, mit gut 20.000 Mark monatlich besser dotiert als jedes Senatoren-Amt. Traditionell erhebt die ÖTV Anspruch auf die Besetzung solch lukrativer Arbeitsdirektoren-Posten, in diesem Fall der Bezirkssekretär höchstpersönlich, Holger Wohlleben: „Ich bin der Kandidat der Arbeitnehmer.“ Mit einem Arbeitsdirektor Wohlleben aber hätte Stuchtey seine Strukturreform vergessen können, wenn die ÖTV schon die Diskussion über das Konzeptr verhindert.
Diesen Hintergrund wollte gestern in der Bürgerschaft niemand ansprechen. Stuchtey ist forscher gegenüber ÖTV-Interessen vorgegangen als ein SPD-Senator das erlauben kann. Das Ziel, die BLG aus den politischen Umarmungen zu befreien, ist von den alten Strukturen im alten Stil erstickt worden. Und der gezähmte Koalitionspartner CDU geht höflich auf Distanz und schweigt.
Das Rathaus hat diese Operation zugunsten der ÖTV gestützt, weil man sich im Hinblick auf die geplante Verwaltungsreform nicht mit der Gewerkschaft anlegen will. Das macht den „Fall BLG“ zum Präzedenzfall. Klaus Wolschner
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