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„Noch einmal von der Schippe gesprungen“

■ Gerettet! Die letzte Folge unserer kleinen Atomprotest-Serie „Logbuch: Auf hoher See mit Reinhard Schultz, SPD-MdB und Mururoa-Fahrer“, in seinen eigenen Worten erzählt

Noch immer an Bord der „Kaunitoni“ – „Um 11.45 h Ortszeit wußten wir: Die Franzosen haben ihren 20-kt- Sprengsatz gezündet...

Wir gedenken dieser Sünde gegen Natur und Mensch mit einer gemeinsamen Andacht auf dem Schiff. Zunächst wird die auf Woodoo-Wurzeln zurückgehende „machtvolle Jagona-Zeremonie“ begangen. Alle sitzen im Kreis. In der Mitte vier Zeremonienmeister mit einer großen Holzschale, in der die Kultdroge „Kawa“ zubereitet wird. Ein sedativer Trank. Verschiedene Sprecher versuchen die Götter des Meeres zu versöhnen, die wegen des Verbrechens Chiracs erzürnt sind. Zu Recht. Alle fassen sich an die Hände und schweigen ein paar Minuten. Danach geben die Sprecher der 13 Nationen ihre Wünsche für eine friedliche Zukunft bekannt. Eine sehr würdevolle, ursprüngliche Art, mit der Hoffnung fertig zu werden.

Am Abend kommt das langersehte Patrouillenboot der Regierung von Cook Islands, um uns abzuschleppen. Sir Thomas Davis, der frühere Premierminister und mit uns an Bord, hat es organisiert. Die Reparatur unseres 8-Zylinder- Diesels, der vor fast einer Woche wegen Kolbenfresser verreckt ist, hat nicht geklappt. Dabei hat sich die neuseeländische Regierung schwer ins Zeug gelegt und die – leider unvollständigen – Ersatzteile über der offenen See durch ihre Luftwaffe abwerfen lassen.

Nach drei Stunden dann ein Knall. Einer der beiden Motoren des Patrouillenbootes blockiert. Heißgelaufen. Das „Abschleppseil“, aus den beiden Ankertauen zusammengefügt, wird gekappt.

Käse.

Als dann das Patrouillenboot bei sehr bewegter See erneut direkt neben der „Kaunitoni“ das Notseil übernehmen will, passiert es: Eine Woge wirft das Boot fast auf unser Schiff. Holz splittert, Metall kreischt. Aufbauten werden abgerissen und fallen gemeinsam mit den Rettungsinseln des Bootes bei uns an Bord.

Das Manöver wird abgebrochen. Gott sei Dank haben wir keine Verletzten und kein Leck.

Wir sind noch einmal von der Schippe gesprungen.

Wir unternehmen, nach einer dramatischen Sturmnacht, einen neuen Versuch, von unserem Patrouillenboot abgeschleppt zu werden. Das Boot wurde notdürftig instand gesetzt, und der Versuch klappt endlich. 40 Stunden später sehen wir die Umrisse von Rarotonga aus dem Meer tauchen. Wir kehren an unseren Ausgangspunkt zurück ...

Es hat sich alles in allem gelohnt.“

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