Der Papst und die Unterdrücker

■ Auf seiner elften Afrika-Reise geißelt Papst Johannes Paul II. afrikanische Diktatoren - und fährt passenderweise nach Kamerun und Kenia / "Ein von Korruption durchsetzter Regierungsstil"

Berlin (taz) – „Viele afrikanische Nationen leben unter autoritären und unterdrückenden Regimen, die der Bevölkerung grundlegende Menschenrechte vorenthalten.“ Dieser Satz befindet sich nach Presseberichten in der Enzyklika Ecclesia in Africa, die Papst Johannes Paul II. jetzt nach Afrika mitbringt. Die Enzyklika nimmt vieles auf, was mutige afrikanische Bischöfe immer wieder ihren Herrschern sagen: „Tribalismus, Nepotismus, Rassismus, religiöse Intoleranz, Machthunger“ erinnern den polnischen Papst an „totalitäre“ Regime; Veruntreuung öffentlicher Gelder ist „Diebstahl“; Militärregierungen werden zur Machtabgabe aufgerufen.

In diesem Geiste ist es wohl logisch, daß die elfte Afrika-Reise des Papstes in Kamerun beginnt und in Kenia endet. Denn viele der genannten Punkte treffen nach Überzeugung von Oppositionellen die Zustände in diesen beiden Ländern. In Kamerun, wo der Papst am Donnerstag eintraf, gilt Präsident Paul Biya als korrupter Herrscher, der die letzten Präsidentschaftswahlen im Jahr 1992 nur durch Wahlbetrug gewann.

Kameruns Oppositionelle wollen nun, daß auf die Worte des Papstes Taten folgen. Der im US- Exil lebende Publizist Célestin Monga schrieb dem Papst einen offenen Brief, den mehrere kamerunische Zeitungen diese Woche veröffentlichten – die auf ein gutes Image bedachte Regierung konnte sich so kurz vor der Visite ein Verbot wohl nicht leisten. „Einem polnischen Papst brauche ich nicht zu erzählen, was Freiheit ist“, schreibt Monga: „Millionen von Christen in aller Welt fühlen sich von Ihrer erneuten Reise in ein Land, dessen Führung täglich alle Ihre großen ethischen Prinzipien verletzt, im Herzen ihres Glaubens mit Füßen getreten.“ Und er bittet den Papst, Präsident Biya nach dem Tod verschiedener regimekritischer Religionsführer in den letzten Jahren zu fragen: zum Beispiel nach dem Ymes Plumeys, des katholischen Bischofs von Garoua, der zum Höhepunkt von Oppositionsprotesten im Herbst 1991 kurz nach einem Treffen mit Biya umgebracht wurde – nach Überzeugung der Opposition, weil er das Gespräch heimlich auf Tonband mitgeschnitten hatte. Oder des Jesuitenpriesters Engelbert Mveng, der am 23. April 1995 ermordet wurde.

Was der Papst Biya am Donnerstag abend tatsächlich sagte, ist nicht bekannt. Immerhin erklärte er in seiner Ankunftsrede, viele Probleme Afrikas seien „die Folge eines von Korruption durchsetzten Regierungsstils“. Gestern standen eine Messe auf dem Militärflughafen von Jaunde und ein Synodentreffen auf dem Programm. Heute geht es weiter nach Südafrika – Zwischenstopp vor der Endstation Kenia. D.J.