Kommentar: Wem gehört Vulkan?
■ Spekulationen über Aktienbesitz
Kalli Schönberger ist wackerer Betriebsrat. Wenn der sich zu komplizierten Transaktionen im internationalen Aktiengeschäft äußert, darf man getrost annehmen, daß ihm das zugeflüstert wurde, vom Konzernchef Hennemann zum Beispiel.
Die interessierten Beobachter fragen sich seit Jahren, wer eigentlich die Aktien besitzt – und wurden von Hennemann mit dem stereotypen Spruch abgespeist, größere Anteilseigner hätten sich nicht offenbart. Zweitweise war das Land Bremen im Verdacht, über Strohmänner-Konstruktionen ein großer Anteilseigner zu sein.
Der Vorstand selbst hat nun in seinen letzten Geschäftsbericht ein Kapitel über die „Aktionärsstruktur“ eingefügt. Nur 53 Prozent des Aktienkapitals ist in deutschem Besitz, ist da zu lesen, im Ausland liegen 30 Prozent des Kapitals bei großen Depots und Banken.
Offenbar verfolgte der Vorstand entgegen allen Dementis die Bewegungen auf dem Aktienmarkt mit großem Interesse. Um so alarmierender, wenn jetzt ein „reger Umsatz mit Vulkan-Papieren“ beobachtet wird. Privatpersonen werden bei einem unabschätzbaren Risiko zugegriffen haben; für professionals, die selbst Einfluß nehmen können, bietet der abgesackte Kurswert der Vulkan-Aktie dagegen durchaus einen Anreiz. Amerikanische oder englische Depots aber können für defizitäre Bremerhavener Werftstandorte kein Verständnis haben. Klaus Wolschner
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