■ Störzeile
: Senator Wagnix

In Deutschland beginnt im Januar 1996 eine neue Ära. Für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gibt's mehr Geld aus Bonn. Länder und Gemeinden erhalten größere Gestaltungsspielräume. Anders als Skeptiker es befürchteten, die in Bahnreform und ÖPNV-Regionalisierung einen verschwörerischen Geheimplan von Großkapital und Automafia wähnten, beginnt 1996 der Aufbruch in ein neues und besseres Nahverkehrszeitalter.

In ganz Deutschland? Dort wo Alster und Elbe sich vermählen, hält eine kleine Betonfestung eisern stand. Nix isses mit besserem Verkehr. In der Baubehörde regiert Senator Wagnix und stampft, wenn ihm einer widerspricht, mit dem Filzpantoffel so heftig auf den Boden, daß die grauen Mauern wackeln.

Leider kein Witz: Unfähigkeit und verfilzte Machtbessenheit führen an der Stadthausbrücke zu einer Verkehrspolitik, die ihresgleichen nicht findet. Aber halt – übertreibt die taz da nicht wieder maßlos? Leider nein: Eugen Wagner verzichtete auf alle Möglichkeiten zu echten Ein-sparungen beim städtischen Verkehrskoloß HHA und bei der DB. Er zeigte sich im Poker mit dem Umland ebenso arrogant wie unfähig, er verprellte statt abzuzocken. Und anstatt den ÖPNV zu verbessern, hat er Chaos für die kommenden Jahre programmiert. Um dies herauszufinden, bedarf es keiner seherischen Gaben. Gespräche mit Verkehrsexperten, mit HVV-Verantwortlichen und ein kleiner Blick über Hamburgs politischen Schrebergartenzaun reichen aus.

Leider versagen in Hamburg fast alle Kontrollgremien: Die (Springer)Medien verlassen sich auf Wagners Desinformationspolitik, die wenigen Verkehrsexperten der SPD halten die Klappe. Hamburg hat ein echtes Verkehrsproblem: Eugen Wagnix. Florian Marten

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