: Unterm Strich
Heinz Georg Kramm alias Heino alias Haselnuß ist sich ganz sicher: Er wird geliebt. Das jedenfalls verkündet er trotzig von den Buchdeckeln seiner Autobiographie „Und sie lieben mich doch“, die jetzt im Bruckmann Verlag erschienen ist. Umgeben von rund 200 „lieben Freunden“ – unglaublich! – stellte er sein Buch am Montag bei einer Schiffsfahrt auf dem Rhein vor. Das macht man heutzutage so, schließlich schippern ja auch auf der Oder derzeit allerlei berühmte Schriftsteller durch die Gegend. Das Werk entstand unter tätiger Mithilfe eines Journalisten, dem der einstige Bäckerlehrling aus Düsseldorf ein Jahr lang sein Leben erzählt hat. Eine „Knochenarbeit“, wie Ehefrau Hannelore erzählte, was wir ihr, ganz gegen unsere Gewohnheit, in diesem Fall mal aufs Wort glauben. Verleger Andreas von Ferenczy überschlägt sich in Lobpreisungen seines Schützlings: „Er ist der VW der Schlagerbranche. Er läuft und läuft. Alle Angriffswellen hat er überstanden“. Heino („Blau, blau, blau büht der Enzian“) nahm es erfreut zur Kenntnis, das ist mal was anderes als ewig Spott und Kritik. Gerade seine vermeintliche Nähe zum Neonazismus habe ihm das Leben oft schwer gemacht, beklagt sich Heino in seinem Buch. Mit seinem blonden Haar, der markigen Stimme und dem schwarzen Rollkragenpullover habe er da wohl ein Imageproblem. Wenn's reicht, der Herr, wenn's reicht.
Im Wiener Burgtheater soll in der Spielzeit 1996/97 ein neues Theaterstück von Peter Handke mit dem Titel „Zurüstungen für die Unsterblichkeit“ (Ein Königsdrama) uraufgeführt werden. Burgtheaterchef Claus Peymann wird inszenieren. Nähere Einzelheiten über das Stück wurden von der Pressestelle der Burg am Montag noch nicht mitgeteilt. Wir warten.
Wir dachten, wir beunruhigen Sie erstmal nicht weiter, und sehen Sie, es ist ja schon alles wieder gut: Elizabeth Taylor, die am vergangenen Donnerstag mit Herzrhythmusstörungen in ein Krankenhaus in Santa Monica eingeliefert worden war, hat sich nach medikamentöser Behandlung bestens erholt und ist wieder nach Hause geschickt worden. Aber gesagt haben wollten wir das schon.
Es wird wirklich Herbst. Das merkt man schon an den Einladungen zu Volkshochschul- und anderen Kursen. Der Sommer ist vorbei, die Depression naht, die Rücken
krümmen sich wieder, und wer sich jetzt nicht um einen Therapieplatz kümmert, ist schon verloren. Vorschlag zur Güte und im Wortlaut: „Novemberluft“, ein Atem- und Bewegungsseminar bei Sevasti und Ilse am 4. und 5. November in Berlin. Schon das Motto, das werden Sie zugeben, klingt äußerst ansprechend und beruhigend: „Schmucklos, nackt, fast unwirklich bieten Bäume uns an, sie zu empfinden. Uns in ihnen spiegelnd gelangen wir atmend zu unserem Wesentlichen.“ Und nun zum Programm: „An diesem Novemberwochenende wollen wir uns jahreszeitgemäß den ,Übergängen‘ in uns widmen. Der Herbst leitet vom Sommer- in das Winterleben über, von der Ausgelassenheit in den Rückzug, die Ruhe. [Da sehen Sie's!] Vertrauensvoll können wir uns vom Atem von außen nach innen und von innen nach außen tragen lassen. Den Bäumen gleich erleben wir dabei unsere Stabilität ebenso wie unsere Nachgiebigkeit, unsere Starrheit ebenso wie unsere Flexibilität. Diese Polaritäten können wir auch leiblich über unsere Gelenke erfahren. Wir laden Euch zu dieser ,Herbstimagination' im geschützten Rahmen ein. Wir brauchen Decke, dicke Socken und bequeme Kleidung.“ Wer nun also gerne einmal seine Polaritäten über die Gelenke spüren möchte, oder aber Sevasti und Ilse die benötigte Decke, dicke Socken und bequeme Kleidung zukommen lassen will, wende sich vertrauensvoll an uns.
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