Kein Mietauto für Polen

■ Polnische Bürger werden bei der Mietwagensuche abgewimmelt, da sie angeblich alle Autos beschädigen

Eigentlich wollten Pawel und Irmina Zuk bloß ein Auto mieten, um mobiler bei ihrer Reise zu sein. Mit Ärger hatten sie bei Vermietern von PKWs in Berlin nicht gerechnet, bis sie an der Sixt-Filiale im Flughafen Tempelhof kaltschnäuzig abgewimmelt wurden. Der Grund, sie abblitzen zu lassen: die beiden sind polnische Staatsbürger. „Wir haben natürlich gleich ein wenig Terz gemacht“, erinnert sich Thomas Reck, der als Freund und Gastgeber des Ehepaars Zuk hier in der Stadt vor zwei Wochen dabei war und mit allem, nur damit nicht gerechnet hätte.

Reck: „Aber es half nichts.“ Die beiden seien nicht einmal gefragt worden, ob sie die üblichen Kriterien für den Mietwagenverleih erfüllten. „Beim Stichwort Polen war die Sache gelaufen.“ Kreditkarte, Führerschein, Ausweis, Wohnsitz, Berliner Adresse, alles war piepegal. Warum? „Angeblich seien alle Mietwagen von polnischen Kunden beschädigt zurückgegeben worden“, so Reck.

Bei einer Umfrage unter Berliner Sixt-Filialen, der Regionalleitung und der Zentrale in München ist zu erfahren, daß im Hause Sixt mitunter sehr willkürlich entschieden wird, wer ein Auto mieten darf und wer nicht. „Natürlich haben wir klare Bonitätskriterien“, war aus der Münchener Sixt-Zentrale zu vernehmen, und „es ist purer Unsinn, daß Polen bei uns keine Autos mieten dürfen.“ Das Ganze müsse sich um ein Mißverständnis handeln.

Da hörte sich die Stellungnahme aus der Tempelhofer Filiale ganz anders an: „Wir vermieten schon lange keine Autos mehr an Polen.“ Aus der Filiale in der Birkbuschstraße war sogar zu hören, daß „Personen aus den Ostblockstaaten“ hier grundsätzlich keinen PKW mieten können. Die Filiale Kupferstamm verwies gleich an die Regionalleitung. Und hier war, wie in München, zu hören, daß bei erfüllten Bonitätskriterien kein Grund bestehe, eine Vermietung abzulehnen.

Auch von schlechten Erfahrungen mit polnischen Mietern war in der Sixt-Regionalleitung nicht die Rede. „Vielleicht war ja in diesem speziellen Fall eine PKW-Marke gewünscht, die wir nicht vermieten“, so mutmaßte man dort. Doch das klang nach Ausrede, liegen doch in den Filialen genug Modelle im Prospekt aus, die auf die Wünsche der Kunden zugeschneidert sind.

Das Ehepaar Zuk wurde nicht gefragt, was für einen PKW sie gerne gehabt hätten. Und auch die Bonitätskriterien kamen nicht zur Sprache. Diese hätte das Paar erfüllt. Dazu gehört bei Sixt, daß der ausländische Kunde einen internationalen Führerschein und eine Kreditkarte besitzen muß und den Nachweis eines festen Wohnsitzes sowie die Anschrift des Arbeitgebers zu erbringen hat.

Außerdem besteht bei Sixt ebenso wie bei anderen Autovermietern die Regel, wegen der hohen Diebstahlquote keine Autos für Fahrten in Ostblockländer zu vermieten.

Aber die Zuks wollten nach Frankreich fahren mit dem Mietwagen, den sie schließlich doch noch bekamen – allerdings bei der Konkurrenz am Schalter nebenan. Dort war die Überraschung dann um so größer, weil die latent rassistische Ablehnung nun in Höflichkeit umgeschlagen war. Thomas Reck: „Da gab's überhaupt keine Probleme.“ Die Reise konnte also begonnen werden. Bert Arne Meyer