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Urteil läßt die Kassen klingeln

■ O. J. deckt seine Unkosten, CNN verkauft Werbesekunden

Die Freiheit ist teuer – vor allem wenn man sie durch einen Gerichtsprozeß wiedererlangen will. 20.000 Dollar stellen Orenthal James Simpsons Verteidiger täglich ihrem Mandanten in Rechnung. Rund eine Million Dollar haben ihn bislang der Rat und die Wühlarbeit von DNS- Experten und Privatdetektiven gekostet. Der Angeklagte selbst hat in U-Haft schwer gearbeitet, um die Unkosten zu decken: Er hat Tausende von Footballkarten mit seinem Autogramm versehen, die er zum Stückpreis von 500 Dollar verkauft.

Eine Million Dollar hat er bereits für sein Buch „I Want To Tell You“ erhalten. Stückpreis: 17,95 Dollar. Juristische Leitfäden von geschäftstüchtigen Anwälten für das Fernsehpublikum sind ab 7,95 zu haben.

Strafverteidiger und Juraprofessoren streichen fünfstellige Gagen für Fernsehkommentare ein. Rund sieben Millionen Dollar hat Vater Staat bislang für den „Prozeß des Jahrhunderts“ aufbringen müssen – inklusive der Kosten für den Fitneßraum, der für die dauerisolierten Geschworenen eingerichtet wurde. Nicht mitgerechnet sind die 100.000 Dollar, die die Stadt Los Angeles dem Afroamerikaner Joseph Britton in einer außergerichtlichen Vereinbarung ausbezahlt hat, nachdem dieser den Polizisten Mark Fuhrman wegen „Anwendung von exzessiver Gewalt“ verklagt hatte.

Gemessen an den Produktionskosten für Kassenschlager aus Hollywood handelt es sich beim „O. J.-Simpson-Prozeß“ also immer noch um eine low budget-Veranstaltung. Doch das täuscht nicht über die chronische Finanzkrise von Stadt und Bundesstaat hinweg. Die 24.000 Dollar, die Los Angeles den großen Fernsehsendern monatlich für die Vermietung eines Grundstücks gegenüber dem Gerichtsgebäude abknöpft, sind da nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Dafür klingeln die Kassen bei CNN. Der Sender verzeichnet aufgrund der Übertragung des Prozesses bislang 45 Millionen Dollar an zusätzlichen Werbeeinnahmen. Den 30-Sekunden- Werbespot unmittelbar nach der Urteilsverkündung wird CNN für 100.000 Dollar verkaufen.

Ist der Prozeß erst vorbei, ist Zahltag für die Geschworenen, die dann aus ihrer Anonymität heraustreten (oder von der Presse getreten werden) und ihre Erlebnisse an Verlage und Filmproduzenten verkaufen. Der Rest des Landes tritt den beschwerlichen und von Entzugserscheinungen geprägten Weg in die Post-Simpson-Ära an.

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