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■ MediaBazaarZu Hause hui, ins Ausland pfui

Singapur (dpa) – Der südostasiatische Stadtstaat ist dabei, zum Medienzentrum der Region aufzusteigen: ungeachtet strikter Zensurbestimmungen. Gleich mehrere internationale Medienriesen haben in den vergangenen Monaten in dem ordnungsliebenden Singapur Studios und Regionalzentren für den umkämpften Markt in Fernost eröffnet – trotz scharfer Konurrenz aus dem deutlich liberaleren Hongkong. Das Erfolgsrezept Singapurs: freier Fluß der Informationen nach außen, aber streng reglementierte Berieselung für die eigene Bevölkerung.

„Kein Sex, kein Verbrechen, keine Nachrichten“, so beschreibt ein Medienmacher aus Hongkong die TV-Landschaft in Singapur lakonisch. Und damit die knapp drei Millionen Einwohner nicht doch Anstößiges zu Gesicht bekommen, sind Satellitenschüsseln gleich ganz verboten. Doch das stört die TV-Giganten nicht: Sie senden schließlich nicht nach Singapur, sondern nach Indien und China.

Sechs internationale TV-Gesellschaften sind bereits nach Singapur gezogen, darunter MTV, der US-Unterhaltungskonzern und Filmverleiher Home Box Office, der US-Sportsender ESPN und als letzter die Walt Disney Company. Sie alle produzieren in Singapur auf Englisch, Mandarin oder Hindi und versenden ihre Produkte dann via Satellit.

Während die internationale Presse von Singapur drangsaliert wird – kürzlich mußte sich die International Herald Tribune einer absurden Schadensersatzklage beugen, damit sie im Land bleiben durfte –, umwirbt die Regierung die ausländischen Fernsehsender mit finanziellen Anreizen. Um den Mitbewerber Hongkong (wo immer noch Murdochs Star-TV und CNN sitzen) aus dem Feld zu schlagen, verzichtet man sogar darauf, daß ausländische Medien sich einen lokalen Partner dazunehmen müssen.

Beide Stadtstaaten wissen: Langfristig geht es um Rieseneinnahmen: 2,5 Milliarden Menschen leben in der Region, rund die Hälfte der Weltbevölkerung. Steigender Wohlstand des Mittelstands hat eine immense Kaufkraft geschaffen, der Markt ist reif für die Werbefeldzüge der Multis.

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