: Endoskopie für alle
■ „Darmkrebs ist zweitäufigster Krebs“ warnt der 4. Bremer Krebskongreß
Statistisch gesehen, hat sich in den vergangenen 5.000 Jahren nicht viel geändert. Schon die einbalsamierten ägyptischen Könige und Noblen sind zu rund 30 Prozent an Krebs gestorben. Und auch heutzutage sterben jährlich 30 Prozent der Menschheit an Krebs. Allein die Krebsarten als Todesursache ändern sich: Starben in den vergangenen Jahrzehnten die meisten Deutschen an Magenkrebs, erliegen heutzutage mehr Menschen dem Lungenkrebs, Frauen sterben immer noch am häufigsten an zu spät behandeltem Brustkrebs.
Erschreckend sei aber vorallem die Zahl der Dickdarmkrebskranken, sagten gestern MedizinerInnen auf dem 4. Bremer Krebskongreß. Rund 50.000 Menschen würden Jahr für Jahr bösartige Tumore an der Schleimhautwand des Darms entwickeln, die meisten von ihnen nicht einmal die Symptome bemerken oder gar zum Arzt gehen. Dabei können schon harmlose Blähungen und Verstopfungen auf Darmkrebs hinweisen, meistens jedoch sind Blut oder Schleim im Stuhl.
Wie bei fast allen Krebsarten, entscheidet die Früherkennung über Leben und Tod. „Wenn die ganze Bevölkerung endoskopiert werden würde, könnte Darmkrebs völlig verhindert werden“, sagte Christian Wittekind, Darmspezialist der Universitätsklinik Erlangen. Doch um allen Menschen in den Hintern zu gucken, gibt es zuwenig ÄrztInnen und Endoskopie-Geräte.
Können MedizinerInnen Krebs heutzutage schneller feststellen und heilen, so sind sie sich über die Ursachen immer noch im Unklaren. Fest steht, daß Nahrung und Umwelt Krebs begünstigen können. Rauchen bleibt Krebsförderer Nummer eins: Von den 40.000 Lungenkrebstoten im Jahr, waren 95 Prozent starke RaucherInnen. Auch Alkohol begünstigt Magen- oder Speiseröhrenkrebs – Krebsarten, die in moslemischen Ländern kaum vorkommen. Sicher sind sich die MedizinerInnen auch darüber, daß viel frisches Obst und Gemüse, viele Ballaststoffe und wenig Fleisch und Fett das Magen- und Darmkrebsrisiko erheblich verringern.
„Es gibt aber nie nur eine Ursache für den Krebs“, sagte Herbert Rasche vom St.-Jürgen-Krankenhaus. Letzendlich würden die Gene über den Krebs entscheiden. Daher sollten sich vor allem Menschen mit krebskranken Verwandten regelmäßig untersuchen lassen. Frauen folgen bis zu den Wechseljahren diesem Rat. Nach der Menopause gehen sie jedoch nur noch zur Ärztin, wenn sie krank sind oder Schmerzen haben. Doch gerade ab 45 Jahre steigt das Brustkrebsrisiko erheblich. fok
Interessierte können heute zwischen 13.15 und 15.00 Uhr über Strahlen- und Chemotherapie und Ernährung und Krebs mit Fachleuten diskutieren. Marriott-Hotel, Hillmannplatz.
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