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Scheuklappenmora- listen müssen lernen

■ betr.: Abokampagne

Ob nervig oder nicht, eine Dauerkampagne in Intervallen wird die Kiosk-Käufer irgendwann weder mit flehenden Appellen noch mit moralischer Keule zum Abo bewegen.

Liegt die Überlebensfrage der taz nicht doch eher bei den Einkünften aus Anzeigen? Daß es nicht mehr Inserenten gibt, ist bei den guten Zeugnissen der taz wohl unwahrscheinlich. Aufhorchen läßt vielmehr die fast stolz betonte „Unabhängigkeit“ von Inserenten. Lenkt dieses Argument nicht eher von etwas anderem ab, nämlich von der Angst vor Werbung, deren Produkte nicht „politisch korrekt“ sind? Die „Unabhängigkeit“ von Inserenten wäre dann in Wirklichkeit eine massive Abhängigkeit von Abonnenten, die gerne mit Abokündigungen ihre ganze persönliche Keule schwingen.

Hier haben sowohl die taz als auch ein Teil ihrer Leser ein Umdenken nötig. Zum Vergleich: Die Zeitschrift natur enthält regelmäßig Anzeigen von Chemiekonzernen und AKW-Betreibern, na und? Sollen doch Autofirmen, Rüstungskonzerne und die Bundesregierung die taz mitfinanzieren! Die Scheuklappenmoralisten müssen eben lernen, daß das besser als überhaupt keine taz ist. Oder, anders gesagt: man/frau/taz kann an political correctness auch zugrunde gehen. Julian Schlack, Zürich/Schweiz

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