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"Eine schnelle Mark" für Giftmüllabfall

■ Erste Festnahme wegen an bayrischen Autobahnen weggekippter Giftfässer / Neben tödlichen Zyaniden wurden auch andere Chemikalien gefunden / Polizei beklagt miese Umweltmoral

München (dpa/rtr) – Im bayerischen Giftmüllskandal hat die Polizei einen ersten mutmaßlichen Täter (31) in Nürnberg festgenommen. Nach einem 46jährigen Malermeister wird noch gefahndet. Nach Angaben aus dem Landeskriminalamt stammen die Giftmüllfässer aus einem Nürnberger Galvanisierbetrieb. Der Malermeister habe „eine schnelle Mark“ verdienen wollen und die ordnungsgemäße Entsorgung angeboten, die Fässer statt dessen aber an bayerischen Autobahnen abgestellt. Dafür wurden ihm insgesamt 20.000 Mark versprochen. Vor der Firma stand noch ein Wagen mit sieben weiteren Giftfässern, der sichergestellt wurde.

Auf Autobahnparkplätzen in der Oberpfalz und in Mittelfranken wurden bis gestern mittag Giftfässer gefunden. Erste Fässer tauchten auch abseits von Autobahnen auf, wie in Parsberg in der Oberpfalz. Nachdem mehrere Feuerwehrleute verletzt wurden, haben Spezialfirmen die Bergung übernommen. Seit den Giftmüllfunden in Bayern hat das Landeskriminalamt auf Hochtouren nach den Tätern gefahndet.

Wie bei Chemie-Sauereien üblich, kommen bei der Gelegenheit auch andere Verbrechen ans Licht. Nahe Burghaslach im Landkreis Ansbach wurden zwei Behälter mit braunem, zähflüssigem Inhalt entdeckt, die schon länger ausgelaufen waren. An der Bundesstraße 8 bei Nürnberg fand sich ein 100-Liter-Faß mit rotem Granulat samt einem Plastiksack mit weißem Zeugs. Norbert Czerny, der Polizeisprecher des Präsidiums Niederbayern/Oberpfalz beklagte auch diverse kleinere Funde. Bei der Suche auf Autobahnparkplätzen seien die Beamten in Gräben und Gebüsch auch auf Gift und Unrat gestoßen, die offensichtlich nichts mit dem Giftmüllskandal zu tun hätten. „Die Moral in Sachen Umwelt ist in Deutschland wohl stark gesunken“, so Czerny.

Die SPD besteht darauf, daß Innenminister Günther Beckstein am Dienstag dem Landtag Rede und Antwort stehen müsse. Dabei werde die SPD die „unverantwortliche Schlamperei“ der Behörden anprangern, betonte Jung. Bereits im Sommer habe die SPD die Einrichtung von Fachkommissariaten für Umweltkriminalität gefordert. Dies sei abgelehnt worden, was sich jetzt bitter räche. Alle anderen Bundesländer hätten bereits solche Spezialeinheiten.

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