USA helfen bei Chiracs Atomtests

■ Washington gewährte Lande- und Überflugrechte

Genf (taz) – Offiziell haben die USA die jüngste Atombomben- Testserie Frankreichs zwar kritisiert. Ein Sprecher des Präsidenten sagte: „Wir drängen weiterhin alle Atommächte, einschließlich Frankreich, keine zusätzlichen Tests mehr vorzunehmen.“

Tatsächlich erhält Paris aus Washington jedoch tatkräftige Unterstützung. Die Clinton-Administration gewährt den französischen Militärs umfangreiche Lande- und Überflugrechte auf dem Weg in das Testgebiet im Pazifik. Das geht aus Unterlagen des Pentagon hervor, die der taz vorliegen.

Washingtons Unterstützung begann in der Vorbereitungsphase für die Testexplosionen und hält weiter an. Allein zwischen dem 10. Juni und dem 16. September durften französische Flugzeuge mit den Zielorten Moruroa, Papeete und Pago Pago zwölfmal das US-Territorium überfliegen. Die Flugzeuge transportieren Ausrüstungsgegenstände für die Tests, Personal sowie Waffen für die französischen Truppen, die das Testgebiet sichern.

23mal legten die Flugzeuge in dem genannten Zeitraum Zwischenstopps in den USA ein: davon 15 auf dem internationalen Flughafen von Los Angeles; vier auf der kalifornischen Lufwaffenbasis March; sowie je zwei in Honolulu (US-Staat Hawaii) sowie auf der Wright-Patterson-Luftwaffenbasis bei Dayton, Ohio, auf der am Mittwoch dieser Woche die Bosnien-Friedensverhandlungen beginnen sollen. Je zwei weitere Zwischenstopps nach Genehmigung durch Washington fanden in Panama und Tahiti statt.

Die USA haben ihre Atomversuche Anfang der neunziger Jahre aufgegeben. Auch Großbritannien kann bisher nicht mehr testen, da die britische Regierung ihre Tests seit Jahrzehnten auf den US- Atomtestgeländen durchgeführt hatte. Die US-Regierung läßt ihre Atomwaffenarsenale durch Computersimulationen überwachen, ein Angebot, das sie mehrfach auch der französischen Regierung gemacht hatte. Andreas Zumach