piwik no script img

Regierung soll Welthandelsorganisation reformieren

■ Wissenschaftlicher Beirat fordert Reform der WTO und mehr Klimaschutz

Berlin (taz) – Wer jetzt keine ökologischen Reformen der Weltwirtschaft durchsetzt, wird nach dem Jahr 2000 zu ungeahnt drastischen Schritten greifen müssen, um den ökologischen Kollaps des blauen Planeten zu verhindern. Eine Klimakatastrophe drohe, die Böden würden immer weiter erodieren, Tier- und Pflanzenarten aussterben und die Wasserversorgung immer unsicherer werden.

Mit dieser drängenden Botschaft hat der Wissenschaftliche Beirat für globale Umweltfragen gestern die Bundesregierung konfrontiert. Notwendig seien vor allem eine ökologische Reform der Welthandelsorganisation WTO und größere Anstrengungen im Klimaschutz, erklärten die Professoren bei der Übergabe ihres dickleibigen Jahresgutachtens an Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU). Der Beirat war vor dem Erdgipfel 1992 von der Bundesregierung eingesetzt worden, um die globale Umweltsituation zu beschreiben und konkrete Empfehlungen für umweltpolitisches Handeln zu geben.

Wenn mit dem Klimaschutz nicht sofort begonnen werde und ab der Jahrtausendwende jährlich ein Prozent weniger Kohlendioxid (CO2) emitiert werde, werde sich das Klima so verändern, daß ein „drastischer Minderungszwang“ bei den Kohlendioxidemissionen entstehe. Und dafür seien heute „kaum Strukturen und Technologien vorstellbar“. Die Industrieländer seien für 80 Prozent der Klimagase verantwortlich.

Die vom Beirat vorgeschlagene Zertifikatslösung zur Eindämmung der CO2-Emissionen sieht die Bundesregierung allerdings als bestenfalls mittelfristig realisierbar, sagte Merkel gestern. Auch beim Beirat selbst räumt man ein, daß die Vergabe von handelbaren CO2-Verschmutzungsrechten die ökonomisch sauberste Lösung für den Klimaschutz sein mag, aber nicht die politisch plausibelste.

Zur Reform der WTO schlagen die Professoren Handelssanktionen vor, die künftig möglich sein sollen, wenn Staaten ihre Verpflichtungen, z.B. aus dem Klimaschutz, nicht erfüllen. ten

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen