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Rache für Bayern

■ Sigi Zimmerschieds böser Film Schartl

Irgendwann in dem Film fragt die Stimme Sigi Zimmerschieds scheinheilig im Off: „Und sind wir nicht alle irgendwo Niederbayern?“ Die Bilder, die man dazu sieht, lassen einen aber zugleich drei Kreuze schlagen, daß das nicht wahr ist. Denn Niederbayer sein, das bedeutet in den Augen des Kabarettisten Sigi Zimmerschied so ziemlich das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Schlechter kommt in seinem Film Schartl eigentlich nur noch eine Figur namens „Der Fernsehredakteur“ weg – Schartl mußte ohne Filmfördermittel oder Fernsehbeteiligung produziert werden.

Nun ist Sigi Zimmerschied selbst ein Bayer, und er schlägt um sich, als müsse er sich auf ewig dafür rächen, indem er in die Rollen des bayerischen Spießers und des bayerischen Nazis, des bayerischen Freßsacks und sowieso des bayerischen Idioten schlüpft. Humor ist das, was so entsteht, manchmal kaum noch zu nennen. Es ist die reine Notwehr gegen die himmelschreiende Dumpfheit und Verkehrtheit der blauweißen Welt. Trotzdem sind unter den kurzen Episoden, die der Film Schartl zusammenfaßt, wahre Schenkelklopfer. Sigi Zimmerschied ist nämlich nicht nur der böseste aller Kabarettisten. Er hat auch Kopf und Witz. Auch wenn er zumindest das erstere manchmal sehr geschickt zu verbergen weiß.

Am beeindruckendsten sind die Szenen, bei denen einem das Lachen im Halse steckenbleibt. Zum Beispiel, wenn Zimmerschied den Anführer der Neonazis spielt. Das macht er perfekt. Plötzlich sieht er wie eine Mischung aus Adolf Hitler und Franz Josef Strauß aus.

In einer Hinsicht ist Schartl übrigens ungemein erhellend. Man weiß endlich, warum in Bayern Kreuze an den Wänden der Klassenzimmer hängen sollen. In Transsylvanien hat man versucht, sich damit vor Vampiren zu schützen. In Bayern ist es der schiere und vergebliche Versuch des Schutzes vor sich selbst. Schartl läuft in Hamburg nur im Alabama-Kino auf Kampnagel. drk

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