: Massaker vor Gericht
■ Den Haager Tribunal kündigt Anklage wegen Morden in Srebrenica an
Den Haag/Dayton (rtr/AFP) – Das internationale Jugoslawien- Tribunal will noch in diesem Jahr Anklage wegen der Massaker an Moslems nach der Eroberung der UNO-Schutzzone Srebrenica erheben. Ein Sprecher des Gerichts sagte am Dienstag, die Ergebnisse von ersten Ermittlungen des Tribunals stimmten weitgehend mit Presseberichten überein, nach denen bosnische Serben im Juli Tausende moslemischer Flüchtlinge ermordet hätten. Es stehe noch nicht fest, wieviele Anklagen es geben werde. Jüngste Interviews mit Überlebenden und Serben lassen darauf schließen, daß die Aufständischen bis zu 6.000 Moslems ermordet und in Massengräbern verscharrt hätten. Srebrenica war von 350 niederländischen UNO-Soldaten beschützt worden, die die Enklave kampflos den Serben überlassen und dies mit einer „erdrückenden“ Überlegenheit der Serben begründet hatten.
Der scheidende UNO-Sondergesandte für das ehemalige Jugoslawien, Yasushi Akashi, verteidigte das Verhalten der UNO in Srebrenica. Die UNO-Truppen hätten mit dem Auftrag, die sogenannten Schutzzonen zu verteidigen, eine fast unlösbare Aufgabe gestellt bekommen, sagte Akashi. Er nannte die Bezeichnung „Schutzzonen“ einen Fehler. Die UNO habe die hohen Erwartungen der Bevölkerung nicht erfüllen können, weil sie nicht die Mittel gehabt habe, die Menschen wirksam zu schützen.
Die Präsidenten Serbiens, Bosniens und Kroatiens, Slobodan Milošević, Alija Izetbegović und Franjo Tudjman trafen unterdessen auf dem US-Militärstützpunkt Wright-Patterson im US-Bundesstaat Ohio ein. Dort sollten gestern die Verhandlungen über eine Friedensregelung in Bosnien beginnen. Milošević sagte, er rechne mit einem Erfolg des Gipfels. Izetbegović und Tudjman sagten, sie seien in die USA gereist, weil es Hoffnung auf einen Frieden gebe. Die Teilnahme Miloševićs war zuvor von Bosniens Regierung kritisiert worden. Außenminister Muhamed Sacirbey beschuldigte den serbischen Präsidenten, er sei letztendlich verantwortlich für das Massaker in Srebrenica. Seite 10
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