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Buch als letztes Kapitel

■ „Streitfall jüdischer Friedhof Ottensen“

„Die Stimmen der Ewigkeit sind verstummt, erstickt, erwürgt, abgebrochen, abgerissen.“ Der Rabbiner Zev Walter Gotthold aus Jerusalem fand am Mittwoch abend die bewegendsten Worte, als in der Bibliothek des Warburg-Hauses das Buch „Streitfall jüdischer Friedhof – Wie lange dauert Ewigkeit“ vorgestellt wurde. Auf über 800 Seiten dokumentieren die beiden Bände die Geschichte des jüdischen Friedhofs in Ottensen, die in den Streit um den Bau des „Hertie-Quarrees“, jetzt „Mercado“, mündete und so zu einem aktuellen politischen Lehrstück geriet.

„Ein Verleger“ sei im Hebräischen einer, „der etwas in das Licht der Welt herausstellt“, sagte Rabbiner Gotthold. So sei es auch ein festlicher Anlaß, daß dieses Buch das Licht der Welt erblicke, das erste, das einen jüdischen Friedhof so ausführlich würdige. Die Arbeit der Autoren Ina Lorenz und Jörg Berkemann sei zu einem Teil der über 330 Jahre währenden Geschichte der von den Nazis zerstörten und nun aus pragmatischen Profitinteressen versiegelten Grabstätte geworden. Die Ahnen, die nun für immer kryptosiert unter Beton liegen, wurden „im Stich gelassen, verkauft, verschachert, geschändet. Wie im Verrat sind wir ihnen untreu geworden, den Vermauerten.“ Seit 1991 war bei den Demonstrationen orthodoxer Juden am Zaun der Baustelle vielen einmal ins Bewußtsein gedrungen, wie nachhaltig den Nazis die endgültige Vertreibung jüdischen Lebens aus der Stadt bis heute gelungen ist.

Die leise Kritik der Autoren an der Senatspolitik – ganz zu schweigen vom skandalösen Verhalten der Bundesregierung, die die jüdischen Organisationen nicht einmal offiziell angehört hatte – wies Hamburgs Wissenschaftssenator Leonhard Hajen zurück, da sie den „Kompromißcharakter der Politik nicht berücksichtige“. Kein Wort verlor er darüber, daß der um den jüdischen Friedhof geschlossene „Kompromiß“ diesen Namen kaum verdient hat. jkn

Ina Lorenz, Jörg Berkemann: Streitfall jüdischer Friedhof Ottensen – Wie lange dauert Ewigkeit, Dölling und Galitz Verlag, 2 Bände, 58 Mark (ausführliche Würdigung folgt)

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