Den Schulmeisterlein eins auswischen

■ betr.: „Die Fede um den Frefel geht weiter“, taz vom 28./29. 10. 95, „Teure Sprak“, taz vom 27. 10. 95

Am meisten regen sich über die Rechtschreibreform jetzt die auf, denen sie bisher wurscht gewesen ist, die Minister und ihre Präsidenten. Dabei könnte man die Reform, so halbherzig sie geraten ist, durchaus passieren lassen. Von Skurrilitäten ist kein Regelwerk frei, auch das alte nicht. Doch immerhin werden mit der Reform etliche Schreibstolpersteine aus dem Weg geräumt. Die größere Freiheit beim Kommasetzen zum Beispiel sollte auch den taz-Redakteuren, die mit den Kommaregeln, nicht auf dem vertrautesten, Fuß stehen, willkommen sein.

Die ministeriale Empörung müht sich, dem gesunden Rechtschreibempfinden des Volkes auf den Fersen zu bleiben. Das Gewohnte und Vertraute ist immer das beste (oder das Beste?). Auch mögen die Chefpolitiker wohl die schöne Gelegenheit nicht verstreichen lassen, den Schulmeistern eins auszuwischen. Manche werden sich noch an das traurig-triumphierende „Setzen, sechs!“ erinnern können, das in ihrer Schulzeit der Deutschlehrer dem rechtschreibschwachen Schülerlein zuzurufen pflegte. Jetzt, wunderbar, kann man es den alten Regeldrachen, den Oberlehrern und Oberprofessoren, einmal zurückgeben: Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht, alles zurück, alles noch mal. Setzen, sechs! Hartmut Kugler, Erlangen

Ich empfinde es nachgerade als Blasphemie, wenn Sie derart selbstgefällig mit dem Entsetzen Spott treiben, den so viele Menschen bei zahlreichen skurrilen Regeln empfinden, daß Sie überdies einem Germanisten eine ganze Seite einräumen, auf der er sich über die – ach – so einfache Schreibweise im Deutschen auslassen kann, solange Sie seit Jahr und Tag immer wieder denselben Fehler machen und nicht zwischen den Schilden und den Schildern unterscheiden können. Arme taz! Erich Buchholz,

Rotenburg a. d. Fulda