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Dokumentarfilm-Förderpreis

„Das Geld habe ich nicht mit, aber ich habe mir sagen lassen, es wird auf Ihr Konto überwiesen“, meinte die Kultursenatorin bar aller Feierlichkeit zur diesjährigen Preisträgerin des Bremer Dokumentarfilm-Förderpreises, Beatrix Schwehm. Während ein Rednerpult ungenutzt in der einen Ecke der Bühne im Kino 46 verstaubte, schien Bringfriede Kahrs offenbar kalt erwischt worden zu sein von der Nachricht, 10.000 Mark für ein Exposé ausschütten zu sollen und möglichst der Autorin auch noch zu gratulieren. Am liebsten hätte sie sich wohl die Augen zugehalten und gehofft, daß sie dann keiner mehr sehe. In dieser Hinsicht waren ihr die Organisation vom Filmbüro auf halbem Wege entgegengekommen, indem nämlich Beatrix Schwehm auf der Bühne völlig im Dunkel stand. Knapp eine Minute dauerte das schnöde Ritual, das glanzlos zu nennen, wohlwollend wäre.

Nachdem die Senatorin ihrer Dienstpflicht nachgekommen war und das Weite suchte, sorgte Beatrix Schwehm noch für ein wenig Sentiment zum glamourfreien Atmosphäre. Daß von den 17 Bewerbungen für den Preis die Wahl auf sie gefallen war, ließ – jetzt am halbwegs hellen Rednerpult – Tränen der Rührung rollen und Dankesworte verstummen. Beatrix Schwehm, Jahrgang 58, gebürtige Allgäuerin mit Wohnsitz Bremen, hatte ein Manuskript namens „Die Kinder von Bulldogs Bank“, nach einer Studie von Anna Freud, eingereicht. Sechs Insassen des ehemaligen Konzentrationslagers Theresienstadt, die dort nach Ermordung ihrer Eltern eine extrem enge Verhältnis entwickeln, haben auch nach der Befreiung das Bedürfnis zusammenzubleiben. Sie werden im Kinderheim Bulldogs Bank, in der Nähe von London, betreut. Heute sind sie in alle Winde verstreut. Beatrix Schwehm will wissen, was aus ihnen geworden ist, wie sie die Bedrohung bewältigt haben, in der Kindheit nie sicher zu sein, den nächsten Tag noch zu erleben.

„Die Sechs treffen sich einmal jährlich“, weiß Beatrix Schwehm und hofft, daß sie für ihr Filmprojekt ansprechbar sind. Die 10.000 Mark, vergeben vom Filmbüro Bremen und dem Bremer Institut Film/Fernsehen sind ein Anfang, um die Recherche beginnen zu können. Ob Beatrix Schwehm daraus jemals einen Film machen können wird, steht noch in den Sternen.

Mu

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