: Versiffte Turmstraße
■ Die interaktive Weltpremiere: Monopoly online – das altbewährte Familienbrettspiel geht ins Internet
Sechzig Jahre lang war es einfach ein beliebtes Spiel für die ganze Familie. Jetzt gibt's „Monopoly“ auch interaktiv, bildschirmgerecht und „Internet“-fähig auf CD-ROM. Angepaßt an die Welt der Datenautobahnen, soll das Computer-Monopoly völkerverbindend tätig werden – inklusive eingebauter Währungsumrechnung.
Die gestrige Premiere der Neuentwicklung krankte am Vorführeffekt. Eigentlich sollten JournalistInnen aus Las Vegas, Paris, London und Hamburg miteinander spielen. Doch die Schaltung der Internet-Verbindung hakte – kein Anschluß unter der eingetippten Nummer. Peinlich, peinlich: London hatte angeblich einen Stromausfall, Paris fiel immer wieder aus dem Daten-Highway raus. Schließlich konnte Spielleiter Christian Weikert wenigstens eine Verbindung mit Las Vegas herstellen. Die Bildschirm-Würfel rollten, die ZuschauerInnen gähnten. So spannend war die virtuelle Monopoly-Welt (Müll und Ratten in der Turmstraße, protzige Villen in der Schloßallee) nun wirklich nicht.
War das der Blick in die „neue Dimension der multimedialen Kommunikation“, wie Promoter „Virgin Interactive Entertainment“ versichert? Oder wurde das populäre Computernetz nur als Aushängeschild benutzt? Worum es eigentlich geht, das brachte Ewald Manz, Strategie-Direktor beim US-Spielwarenmulti „Hasbro“ auf den Punkt: „Wir wollen einen ganz neuen Markt erschließen und Marktführer werden.“ Noch Fragen?
Vielleicht die: Was bleibt beim Computer-Monopoly von den gemütlichen Abenden unter Freunden mit Wein und Knabberkram übrig? Soll man sich etwa vier Computerterminals auf den Wohnzimmertisch stellen?
P.S.: Als Sieger der interaktiven Weltpremiere ging Las Vegas durch das Ziel. Nach Ansicht eines Hamburger Spielers siegten die Amerikaner, weil die Deutschen ihre Immobilien „viel zu schnell wieder verkauften“, während die Franzosen die Mieten nicht mehr zahlen konnten. Die Londoner Spieler, die nur die letzten zehn Minuten teilnehmen konnten, wurden nicht gewertet. Jörg Helmedach
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen