Laut und rechtsfrei

■ Krümmel: Klage gegen Militär-Tiefflieger soll Jets vom Himmel holen

Die Initiative „Bürger/innen gegen Tiefflug Dahlenburg“ (Kreis Lüneburg) gibt sich siegesgewiß: Mit Hilfe eines neuen Rechtsgutachtens der renommierten Würzburger Anwaltskanzlei „Baumann“ wollen die InitiativlerInnen tieffliegende Tornados vom Himmel holen. Anfang kommenden Jahres soll Klage gegen die Donnerjets vor dem Lüneburger Verwaltungsgericht eingereicht werden.

Denn die DahlenburgerInnen sind vom Dauerlärm genervt, den die Jets gern auch mal am späten Abend veranstalten. Sie leben direkt unter einem neun Kilometer breiten Tiefflugkorridor der Bundesluftwaffe. Die Route hat es in sich: Sie führt nur wenige Flugsekunden am Atommüllager Gorleben und dem Krümmler Atommeiler vorbei.

Eine neue Berliner Universitätsstudie über die Auswirkung von „Nachtfluglärm auf den Schlaf“, auf die die Würzburger Anwälte in ihrer Expertise verweisen, belegt nun, daß die Gesundheit durch nachtflugbedingte Schlafstörungen weit stärker angegriffen wird als bislang angenommen. Auch gäbe es keine rechtlich tragbare Begründung für die Flugmanöver: Die Bedrohung durch den Warschauer Pakt, die lange als einzige offizielle Rechtfertigung des Düsendonners herhalten mußte, habe sich ja wohl erledigt. Da aber die vom Bundesverfassungsgericht geforderte Grundgesetzänderung zur rechtlichen Absicherung von „out of area“-Einsätzen auf sich warten lasse, würden die Kampfmaschinen quasi durch rechtsfreien Raum jetten. Marco Carini