: Stadtteiltreff in Wandsbek?
■ Neue Nutzung für die historische Bürgermeistervilla in der Bovestraße gesucht – leeren Kassen zum Trotz
Gebaut 1861 von einem Rindfleischimporteur namens Bove, später Dienstwohnung der Wandsbeker Bürgermeister, in den dreißiger Jahren ein Heim der „Hitler-Jugend“ und nach dem Krieg Kindertagesstätte: die „Bürgermeistervilla“ in der Wandsbeker Bovestraße hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Die Zukunft des Hauses – eines der ältesten in Wandsbek – ist dagegen noch offen: Die Wandsbeker SPD befürwortet eine Nutzung durch das benachbarte Gymnasium.
Damit soll ein Versprechen eingelöst werden, das Schulsenatorin Rosemarie Raab beim 125jährigen Schuljubiläums im November 1991 gab. Die örtliche CDU hingegen will das Heimatmuseum des Bürgervereins mit der Villa beglücken. Der dritte Plan stammt von der GAL: Sie möchte dort einen Stadtteiltreff anregen.
Das Problem bei allen Ideen ist – wie sollte es in Hamburg anders sein – das liebe Geld. Grund für die Schulbehörde, den Einzug des unter Raumnot leidenden Charlotte-Paulsen-Gymnasiums in Frage zu stellen: Die Herrichtung des Gebäudes für Schulzwecke würde mehrere Millionen Mark kosten. Wesentlich billiger käme der Bau eines Pavillons. Nach Auskunft von Bauabteilungs-Chef Peter Becker soll in den nächsten drei Monaten eine Entscheidung fallen. Falls die Schulbehörde die Villa nicht braucht, sei auch ein Verkauf an Privat denkbar.
Die Alternative wäre eine kulturelle Nutzung. Der Wandsbeker Bezirksamtsleiter Klaus Meister sieht zwar einen entsprechenden Bedarf. Aber: „Ich sehe nicht, wo das Geld dazu herkommen soll.“
Kein Geld auch beim Heimatmuseum des Bürgervereins. Für Ilse Fischer vom Bürgerverein kommt nur eine Mitnutzung der Bove-Villa für Ausstellungen in Frage. Gebäude und Überreste des ehemaligen Parks seien jedoch „bedeutende Zeugnisse der Wandsbeker Geschichte.“ So weise noch heute eine große Zeder auf die ehemals riesige Parkanlage des Rinderhändlers Bove hin.
Mittlerweile hat die GAL in der Bezirksversammlung eine Begehung der Bove-Villa beantragt. Um die Vorstellungen der Wandsbeker BürgerInnen zu erfahren, lädt die GAL-Wandsbek zu einem Gesprächsabend heute ein (18.30 Uhr, GAL-Büro, Schellingstraße 83).
Jörg Helmedach
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