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SPD will Oberstufen-Reform

■ Bildungssenatorin: Schwerpunkt auf "basalen Fähigkeiten" / "Fächerübergreifende" Themen sollen "stures Pauken" ablösen / 11. Klasse

/ 11. Klasse als freie Zeit für Berufspraktikum oder Auslandsaufenthalt?

Unsicher interpretierend steht der CDU-Bildungsmann Klaus Bürger auf der Rednertribüne, wenn es um die Politik der SPD-Senatorin Bringfriede Kahrs geht. „Zu kurz gegriffen“ findet der CDU-Mann die Position eines Behördenvertreters (vgl. taz 25.10.), daß neben der vertieften Vermittlung der „basalen Fähigkeiten“ vor allem berufspraktisch orientierte und fächerübergreifende Kurse in der gymnasialen Oberstufe Einzug halten sollen. Anstelle der aus früheren Oppositionszeiten gewohnten Polemik vorsichtige CDU-Anfragen: Soll sich deutsch wirklich auf die Sprachfertigkeiten beschränken? Soll Englisch vor allem heißen, daß SchülerInnen lernen, Texte zu lesen? „Das reicht nicht“, meinte Bürger, eine Bildungspolitik, die die „basalen Fähigkeiten in den Mittelpunkt der gymnasialen Oberstufe“ stellt und fächerübergreifenden Unterricht „anstelle von Grundkursen“ anbiete, sei „mit der CDU nicht zu machen“.

Die Senatorin versichert, sie sei vdafür, daß die drei „Sprachen“, Deutsch, Mathematik und Englisch (oder eine andere Fremdsprache) „durchgängig bis zum Abitur belegt werden“ müßten, aber vielleicht könnte der Stoff „eingebracht werden in einen fächerübergreifenden Zusammenhang“. Auch bei einem Fach wie Mathematik müsse der „Anwendungsbezug hergestellt“ werden, und wenn Schüler von der 5. bis zur 13. Klasse Englisch gehabt hätten, müsse vor allem sichergestellt sein, daß sie „flüssig kommunizieren können“. Kahrs will sich in diesem Sinne bei der KMK für eine „Innivationsklausel“ einsetzen, die Schulversuche ermöglicht im Sinne einer Lockerung der Beleg-Verpflichtungen in den klassischen Kernfächern. Die fächerübergreifenden Themen nur „zusätzlich“ anzubieten „geht nicht“, meinte Kahrs.

SPD-Bildungssprecherin Helga Jansen hatte vorher in der Bürgerschaftsdebatte die Intention dieser Reform der gymnasialen Oberstufe ähnlich dargestellt. Soziale Qualifikationen wie „selbständiges Lernen“ müßten in der Schule vermittelt werden, bei den Fächern gehe es um die „Basisqualifikationen“, die als „Transferwissen“ für berufspraktische Anwendungen erforderlich seien. „Was darüber hinausgeht, muß nicht für alle verbindlich sein.“

Kahrs erklärte, sie wolle mit den Schulen in der nächsten Zeit darüber reden, ob sich nicht in der 11. Klasse die Chance bieten würde, neben dem „Nachholen“ von Inhalten auch „ne Weile raus aus der Schule“ zu gehen, wenn einem Schüler danach das Bedürfnis ist, also 6 Monate Berufspraktikum zu machen, oder etwa ins Ausland zu gehen. So etwas sei „hochattraktiv“, „wir haben in 13 Schuljahren dafür Zeit“. K.W.

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