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Schneider wirft Bankern Diebstahl vor

■ Baulöwe will Milliarden von Deutscher Bank zurückhaben

Miami (dpa) – Der Frankfurter Baulöwe Jürgen Schneider will in Deutschland die Deutsche Bank AG auf sechs Milliarden Mark verklagen. Ein Sprecher des Schneider-Verteidigers Michael Lacher sagte am Donnerstag in Miami, die Summe entspreche dem Betrag, den die Deutsche Bank mit der „illegalen“ Inbesitznahme von Immobilienwerten Schneiders erhalten habe. Lacher habe den ganzen Donnerstag mit Schneider in der Haftanstalt die Strategie überlegt, hieß es.

Der deutsche Konkursverwalter in der Schneider-Affäre beantragte demgegenüber vor dem Konkursgericht in Miami, alle Vermögenswerte des Baulöwen und seiner Frau ausfindig zu machen und sicherstellen zu lassen. Nach seinen Angaben gibt es Hinweise, daß Schneiders Frau Claudia im Besitz von Schmuck sei. Außerdem habe das Ehepaar teure Anwälte mit der Vertretung beantragt. „Das Geld muß irgendwo herkommen“, sagte er.

Schneiders Anwälte bereiteten derweil die Berufung gegen die Auslieferung vor. Sie haben angekündigt, notfalls bis zum Obersten Gerichtshof der USA zu gehen. Dies könnte die Auslieferung um ein Jahr verzögern. Ein Bundesrichter in Miami hatte am Mittwoch beschlossen, daß die Auslieferung Schneiders und seiner Frau nach Deutschland Rechtens sei. Die Deutsche Bank, Schneiders größter Gläubiger, und die Frankfurter Staatsanwaltschaft begrüßten die Entscheidung. Der Beschluß des US-Bundesrichters William Turnoff sei „mit Genugtuung“ aufgenommen worden.

Schneider war Anfang April 1994 untergetaucht und ein Jahr später in Miami verhaftet worden. Er hinterließ in Deutschland sechs Milliarden Mark Schulden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Bauspekulanten Kreditbetrug und betrügerischen Bankrott vor.

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