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Wege zur Globalkultur

■ Ein Symposion zur unterschiedlichen Behandlung von „ethnischer“ und „zeitgenössischer“ Kunst

Kunst wird bei uns gut getrennt: in den Kunsthallen die euroamerikanischen Stars, und für die „dritte Welt“ bleiben Dokumentationen in den Völkerkundemuseen. Ein „Apartheidsystem“ sei dies, hatte die Hamburger Cultur Cooperation konstatiert und zu diesem Themenkreis Museumsleiter und Kuratoren aus Amsterdam, Berlin, Düsseldorf, Hamburg und Paris eingeladen. Doch die Podiumsdiskussion am Donnerstag im Kunstverein und das Symposion am Freitag im Völkerkundemuseum zeigten, daß die radikale politische Kritik in ihrer verbalen Zuspitzung hinter der vorhandenen Selbstreflexion des Kunstsystems zurückbleibt.

Spätestens seit der Pariser Ausstellung Magiciens de la Terre 1989, die Kunst von „Nord“ und „Süd“ gleich behandelte, wird trotz einiger Kritik der vereinfachte Gegensatz zwischen autonomer Kunst hier und ritueller Kunst dort inzwischen weder von den Ethnologen noch vom aktuellen Kunstbetrieb mehr behauptet. Die These des Rassismus konnte so nur als Warnung aufrecht erhalten werden.

Anders als bei neuen Sonderausstellungen gibt es in den Dauersammlungen der Völkerkundemuseen unbestritten noch reichlich koloniale Relikte und antiquierte Darstellungen. Doch meist distanzieren sich alle Verantwortlichen davon und verweisen auf Geldmangel. „Wir schaffen es, jede Abteilung einmal in zwanzig Jahren zu aktualisieren“, erklärt Frans Fontaine, Kurator der Lateinamerikaabteilung am Tropenmuseum in Amsterdam. Hier trotz schwindender Ressourcen politische Prioritäten zur Abhilfe einzufordern, war Anliegen aller Anwesenden.

Allerdings ist Aktualität im Museum ziemlich schwer; und das nicht nur aus Borniertheit, sondern schon wegen des dynamischen Wandels in der Welt. Auch die notwendige Subjektivität der Kuratoren und ihr eingespieltes Netz von Informationen führten oft zu partieller Blindheit gegenüber neuen Entwicklungen. Dabei beteiligen gerade die als traditionell abgestempelten Ethnologen die Außereuropäer viel mehr an den Ausstellungsprojekten, als die Kunstkuratoren.

Inzwischen geht es auch nicht mehr um die Kenntnisnahme von Kunst der „dritten Welt“ durch den etablierten Kunstbetrieb, sondern viel weitgehender um die Organisation der Globalkultur, ein Thema, dem sich die kommende documenta ausdrücklich widmen wird. Und so war es gerade ein Afrikaner, der warnte, daß zuviel schlechte Folklore, als angebliche Kunst aus Afrika importiert, es den ernsthaften Künstlern schwer mache.

Zeitgenössische Kunst ist eben ein weites Feld, besonders da beide Worte nicht verbindlich zu definieren sind. Zeitgenossenschaft allein ist kein Argument für gute Kunst. Und jede Form von Paternalismus ist nur die Kehrseite von Diskriminierung. „Die besten Beurteiler von Kunst sind die Künstler“, sagt Jean-Hubert Martin, Direktor des Museums des Arts d'afrique et d'Oceanie in Paris. Er überläßt es in seiner Galerie der fünf Kontinente den Künstlern, Objekte ihrer Kultur zur Ausstellung auszuwählen.

Als „Fachleute für Globalkunst“ sehen sich die Ethnologen durchaus gefordert. So hat das Amsterdamer Tropenmuseum eine Ausstellung von Künstlern aus Surinam vorbereitet, das Amsterdamer Stedelijk-Museum, eines der renommiertesten Kunstmuseen Europas, wird sie aber zeigen. Solche Ko-operationen können das anachronistische Spartendenken überwinden, wie es auch die Hamburger Museumsszene auszeichnet.

Hajo Schiff

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