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Warnschuß gegen Dosenhersteller

■ Der Mehrweganteil sinkt stetig: Bald droht der Getränkeindustrie Pfandpflicht für Einwegverpackungen

Berlin (taz) – Nur noch 0,65 Prozent trennen die Getränkeindustrie von einschneidenden Veränderungen. Der Anteil von Mehrwegflaschen in der Bundesrepublik ist im vergangenen Jahr um fast ein Prozent zurückgegangen, auf 72,65 Prozent. Sinkt die Mehrwegquote aber unter 72 Prozent, dann muß laut Verpackungsverordnung auch auf Einwegverpackungen ein Pfand erhoben werden – womit diese dann nicht mehr sonderlich attraktiv wären.

In Ostdeutschland macht sich die Zerschlagung der DDR-Mehrwegsysteme immer noch bemerkbar. Dort liegt der Mehrwegteil nur bei 57,07 Prozent. Im Westen sind es immerhin 76,05 Prozent. Schlußlicht ist Berlin mit lediglich 44,17 Prozent. Der Anteil von Dosenbier stieg besonders stark an: von 12,7 auf 14,7 Prozent. Umweltministerin Merkel ließ gestern verbreiten, sie wolle diesen Trend nicht tatenlos hinnehmen.

Ihr Sprecher Martin Waldhausen führte aus, wie diese Taten aussehen könnten. Im Umweltministerium denke man derzeit über ein Lizenzsystem nach: Eine maximal zulässige Gesamtdosenmenge würde festgelegt, und die Getränkeindustrie müßte dann Lizenzen für den Vertrieb von Cola- oder Bierdosen erwerben.

Der BUND steht solchen Lizenzsystemen skeptisch gegenüber. Denn sie seien in Deutschland überhaupt nicht etabliert, so daß deren Umsetzung Jahre dauern könne, kritisiert Abfallexpertin Ingrid Körber. Sie plädiert für eine Verschärfung der Mehrwegquoten. Ministeriumssprecher Waldheim setzt aber vor allem auf ein Einsehen der Getränkeindustrie. Die jetzt veröffentlichten Zahlen sollten den Einwegherstellern klarmachen, daß ihnen bald wirklich die Pfandpflicht droht. „Das hier ist als Warnschuß zu verstehen.“ Nicola Liebert

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