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Ein Einkaufsparadies für die Ewiggestrigen

■ Auktionshaus in Oldesloe bietet SS-Abzeichen, NS-Militaria und Hitler-Büste feil

Das Angebot ist umfangreich, der über 200 Seiten dicke Katalog reich bebildert. An die 5 000 Objekte bietet das in Bad Oldesloe ansässige „Hanseatische Auktionshaus für Historica Dr. Beer & Partner OHG (HAH)“ am 23. und 24. November zur Versteigerung an. Neben Gegenständen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, darunter Waffen und Urkunden, sollen gut 2000 Objekte aus der NS-Zeit unter den Hammer kommen. Vom SS-Mantel über Wehrmachtsorden und Hakenkreuzfahnen wird alles offeriert, was Sammler von Nazi-Militaria erfreut.

Martin Klingner findet das Ganze gar nicht lustig. Anfang dieser Woche erstattete der Hamburger Rechtsanwalt bei der Lübecker Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen das Auktionshaus. „Die Anzeige ist bei uns eingegangen“, bestätigte gestern deren Pressesprecher, Klaus-Dieter Schultz, gegenüber der taz, „zum Stand der Ermittlungen kann ich aber noch nichts sagen.“

Jurist Klingner verdächtigt die Historica-Händler der Verbreitung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Solche Gegenstände dürfen nicht öffentlich gezeigt werden, es sei denn zu Zwecken der „Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte“ – so läßt es das Strafgesetzbuch ausdrücklich zu.

Klingner sieht dies bei der geplanten Auktion nicht gesichert. Da der Katalog „ohne Nachfrage“ ausgeliefert werde, sei nicht ausgeschlossen, daß neben Museen oder seriösen Sammlern auch Alt- oder Neonazis mitsteigerten: „Jeder kann dort kaufen.“ Daran ändere auch die im Katalog abgedruckte Klausel nichts, die die Bieter verpflichtet, die Gegenstände „nur für historisch-wissenschaftliche Zwecke zu erwerben und sie in keiner Weise propagandistisch zu benutzen“. Damit versuche das Auktionshaus, so Klingner, sich aus der „strafrechtlichen Verantwortung“ zu stehlen: „Das reicht zur Absicherung aber nicht aus.“

HAH-Geschäftsführer Alfred Umhey hingegen findet die Versteigerung der Nazi-Andenken, zu der er bis zu 100 Saalbieter erwartet, „unproblematisch“. Der „breitgefächerte Kundenstamm“ sei bekannt, der Ablauf „sehr transparent“. Die Gefahr rechtsradikaler Propaganda sieht er nicht: „Als Vermittler enthalten wir uns einer Kommentierung, die Objekte sind wertfreie, historische Gegenstände.“ Das gelte auch für eine, laut Katalog, „eindrucksvolle große Bronze“, die „den ,Führer und Reichskanzler Adolf Hitler' mit kraftvollen Gesichtszügen vorwärtsblickend“ darstellt. „Zur Verkaufsunterstützung“, so Umhey, „haben wir diese blumige Beschreibung gewählt.“ Ohnehin kennt das HAH keine Skrupel, NS-Historica anzubieten: „Geschichtliche Tatsachen werden nicht ungeschehen gemacht, wenn man bestimmte Objekte nicht beachtet.“

Um Nachschub muß sich das Auktionshaus nicht sorgen, Umhey freut sich über „große Einlieferungen“ und deren „raschen Durchlauf“. Über ein Monopol verfüge das seit 1988 bestehende Unternehmen zwar nicht, aber „wir sind in einer sehr starken Marktposition“. Daran hat sich auch nach dem Wegzug aus Hamburg – aus „rein organisatorischen Überlegungen“ – vor zwei Jahren nichts geändert, vergessen sei der Anfang, „als es gewisse Probleme gab“.

Vielleicht ändert sich das nach der Strafanzeige. Rutger Sand

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