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Rot-Grün in Kreuzberg scheitert an Romberg

■ Kreuzbergs SPD lehnt grüne Bürgermeister-Kandidatin Erika Romberg ab. Streit um die Ressortverteilung hält an

Die Verhandlungen zwischen Bündnisgrünen und SPD in Kreuzberg sind in eine Sackgasse geraten. Auch das zweite Treffen der Verhandlungsdelegationen am Donnerstag abend verlief ohne konkrete Ergebnisse. Nach wie vor lehnt die SPD die Wahl von Erika Romberg zur ersten grünen Bezirksbürgermeisterin ab.

Die Baustadträtin war wiederholt wegen ihrer Amtsführung in die Kritik geraten, zuletzt im Streit um den Standort des Tempodroms am Anhalter Bahnhof. Der SPD Kreisvorsitzende Hans-Christoph Wagner erklärte gestern, seine Partei sei „nach wie vor“ an einer Zusammenarbeit mit den Grünen interessiert, könne aber Romberg nicht mittragen. Es stehe außer Frage, daß die Grünen das Anrecht auf den Bürgermeisterposten hätten. Die SPD-Kreisdelegierten- Konferenz habe aber Anfang November einhellig eine Wahl Rombergs abgelehnt: „Ich sehe nicht, warum wir davon abrücken sollen.“ Es sei nun Sache der Grünen, sich Gedanken über einen Ausweg zu machen. Beide Parteien wollen sich wieder am 29. November treffen, ein Tag zuvor sprechen die Sozialdemokraten mit der CDU – voraussichtlich, um den Druck auf die Grünen zu erhöhen.

Sollten die Verhandlungen scheitern, könnten CDU und SPD eine Zählgemeinschaft bilden und einen eigenen Kandidaten wählen. Als zweitstärkste Kraft hätten die Christdemokraten das Vorschlagsrecht. „Diese Frage hat sich für uns bislang noch nicht gestellt, wir schließen sie aber auch nicht aus“, erklärte gestern SPD-Verhandlungsführer Wagner.

Die Bündnisgrünen waren am 22. Oktober zwar stärkste Kraft in Kreuzberg geworden, sind bei der Wahl des Bürgermeisters aber auf die Hilfe der SPD angewiesen. In der künftigen Bezirksverordneten- Versammlung haben die Bündnisgrünen 17, SPD und CDU jeweils 14 Sitze.

Von einer „schwierigen Situation“ sprach gestern Stefan Lutz vom bündnisgrünen Kreisvorstand. Es sei enttäuschend, daß die SPD Frau Romberg pauschal ablehne und „sich nicht auf eine differenzierte Diskussion“ einlasse. Seine Partei halte an einer rot-grünen Perspektive für Kreuzberg fest, werde sich aber in der Kandidatenfrage von der SPD „keine Debatte aufzwingen lassen“, so das Mitglied der Verhandlungsdelegation. Gestritten wird zwischen SPD und Grünen auch über die Ämterverteilung im neuen Bezirksamt. Wegen der Verkleinerung von bislang sieben auf fünf Posten müssen die Ressorts neu zugeschnitten werden. Die Grünen beanspruchen neben dem Bürgermeisteramt das Ressort Bauen und Umweltschutz, die SPD will für ihren einzigen Stadtrat ein „Mischressort“ aus Bauen, Finanzen und Wirtschaft heraushandeln. Die CDU, die zwei Stadträte stellt, hat nach Angaben ihres Verhandlungsführers Heinz Schicks „noch keine Vorstellungen über den Ressortzuschnitt“. Severin Weiland

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