piwik no script img

Angst vor Sturm auf Sozialämter

■ Städtetag plant Verfassungsklage: Bundesregierung wälzt immer mehr Sozialausgaben auf die Kommunen ab

Bonn (dpa) – Die Kommunen fürchten einen neuen Ansturm auf die Sozialämter durch die von der Bundesregierung geplanten Einschränkungen bei der Arbeitslosenhilfe. Städtetagpräsident Gerhard Seiler rechnet dabei mit mindestens 1,5 Milliarden Mark Mehrausgaben bei der Sozialhilfe. Dieses Geld werde den Städten für andere wichtige Aufgaben fehlen. Inzwischen wollen mehr als 1.000 Gemeinden eine geplante Verfassungsklage des Deutschen Städtetages gegen weitere Kostenverlagerungen Bonns zu Lasten der Kommunen unterstützen.

Die Verfassungsklage gegen die „Aushöhlung des Rechts auf kommunale Selbstverwaltung“ soll stellvertretend für alle von den vier Kommunen Kiel, Flensburg, Lübeck und Neumünster eingereicht werden, schreibt die Welt am Sonntag. Schleswig-Holstein hat als einziges Bundesland kein eigenes Landesverfassungsgericht, was den Instanzenweg nach Karlsruhe verkürzt. Zur Begründung der Klage heißt es, wachsende Ausgaben für die Sozialhilfe, die Unterbringung von Asylbewerbern wie auch der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz dürften die finanzielle Handlungsfähigkeit der Städte und Gemeinden nicht total einschränken.

Nach Angaben von Seiler, dem Oberbürgermeister von Karlsruhe, hat sich die finanzielle Situation der Kommunen, insbesondere der Großstädte, dramatisch verschlechtert. Er kritisierte, daß der Bund dazu übergegangen sei, immer mehr Lasten auf die Kommunen abzuwälzen. Dies werde für kommunale Angebote wie Schwimmbäder und Bibliotheken nicht ohne Folgen bleiben. Seiler: „Es wird Einschnitte in liebgewordene Gewohnheiten geben.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen