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Lokalkoloratur

Weise ist er, hilfreich und ungefähr zehn Jahre zu spät dran: Sieghard-Carsten Kampf, seines Zeichens gesundheitspolitischer Sprecher der Rathaus-CDU. Und weil für gewöhnlich niemanden interessiert, was die ewigen Oppositionspolitiker zu diesem Thema zu sagen haben, versuchte man es gestern mit einer kleinen Variante des Schlachtrufs „drogenfreies Hamburg“. Zu Plätzchen und Kaffee machte Kampf seinem Ärger über den durchschlagenden Erfolg des Methadon-Programms Luft, gegen das die christlichen Aufrechten jahrelang ankämpften. Und zwar mit einem atemberaubend revolutionären Gegenvorschlag; man solle doch einen Modell-Versuch „Naltrex-Therapie“ staatlich fördern. Das Medikament würde zusammen mit einem Schlafmittel-Cocktail verabreicht und mildere die starken Entzugsschmerzen. Mit diesem Zaubertrunk gegen die Drogensucht glaubt Kampf dem Substitutionsprogramm und der Diskussion um die Freigabe von Heroin den Kampf angesagt zu haben. Woher soll der Chefarzt auch wissen, daß der körperliche Entzug das geringste Problem ist?

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