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Unterm Strich

Der Jurist und Politikwissenschaftler Joachim Sartorius wird neuer Generalsekretär des Goethe Instituts. Der 49jährige, der auch als Lyriker, Essayist und Übersetzer tätig ist, soll im Herbst 1996 das Amt von Horst Harnischfeger übernehmen, der seinen seit fast 20 Jahren bestehenden Vertrag nicht verlängert hat. Sartorius war zuletzt Vorsitzender des Beratenden Kulturausschusses der EU-Kommission und bis 1994 Leiter des Berliner Büros des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Für die taz stellte er von 1990 bis 1993 eine monatliche Lyrikseite mit Gedichten in Deutschland noch weitgehend unbekannter, häufig junger DichterInnen zusammen. Eine (erweiterte) Sammlung ist bei Rowohlt erschienen. Der in Fürth geborene Autor ist außerdem Mitglied des westdeutschen Schriftstellerverbandes PEN und des Internationalen Schriftstellerparlaments. Sartorius wird im Kollegialvorstand des Goethe Instituts künftig für die kulturelle Programmarbeit und die Sacharbeit im Ausland sowie für Informations- und Medienaktivitäten des Vereins verantwortlich sein.

Der Deutsche Bühnenverein hat gegen die zusätzlichen Sparvorgaben für das Bremer Theater in Millionenhöhe protestiert. Von Januar an sollen statt ursprünglich zwei Millionen Mark wegen der Finanznöte im kleinsten Bundesland 3,5 Millionen Mark eingespart werden. Diese Vorgabe von Kultursenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) zeuge von „erheblicher kulturpolitischer Inkompetenz“, schrieb der Landesverband Nord des Bühnenvereins am Dienstag in einer Mitteilung. Das Theater könne wegen langfristiger vertraglicher Verpflichtungen diese Einsparungen gar nicht realisieren. Der Generalintendant des Theaters, Klaus Pierwoß, hatte erklärt, die entgegen ursprünglicher Zusagen geforderten Einsparungen würden das Haus an den „Rand des Zusammenbruchs“ bringen.

Für ihren Roman „Die Kinder der Toten“ erhält die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek den Bremer Literaturpreis 1996 der Rudolf-Alexander-Schröder- Stiftung. Der Preis ist mit 30.000 Mark dotiert. Wir fanden den Roman ja nicht so toll. Unsere Rezensentin fand die thematische Nähe von Frauen- und Judenvernichtung doch irgendwie recht heikel und Jelineks feministischen Ansatz nicht mehr up to date (Literataz vom 11.10.). Die Jury begründete

ihre Entscheidung am Samstag abend mit der „großen organisierten Kraftanstrengung“ der Autorin (das klingt ja schwer nach Fleißarbeit), die in ihrem Werk „souverän, böse und intensiv den lebenden Toten und den toten Lebenden das Wort gibt“. Der Förderpreis des Bremer Literaturpreises (10.000 Mark) wurde dem Berliner Schriftsteller Jens Sparschuh zuerkannt. Der aus Chemnitz stammende Autor bekam den Preis für seinen Roman „Der Zimmerspringbrunnen“, in dem es um die Seelenlage der Deutschen nach der Wiedervereinigung geht. Sparschuh widersetze sich „dem fortwirkenden Ernstfall der Teilung mit menschenfreundlichem Humor und einer humoristischen Liebe für die Absurditäten des Lebens“, hieß es zur Vergabe. Letzteres ist in diesen Redaktionsräumen eine gern gepflegte Tugend, aber uns gibt dafür keiner was. Keiner. Die Preise werden am 26. Januar in Bremen überreicht.

Die traditionelle Suche nach dem Unwort des Jahres ist ja insgesamt eine hochdepressive Veranstaltung. Glücklicherweise werden aber auch noch andere, ansprechendere und irgendwie lebensbejahendere Wörter gekürt. Der Landschaftsverband Rheinland, der uns in schöner Regelmäßigkeit mit schönen Mitteilungen aus dieser schönen Gegend versorgt, informierte uns diesmal über das Rheinische Mundartwort des Jahres. Ermittelt wurde es in einer größeren Umfrage, in der Dialektexperten rheinische Plattsprecher nach den zehn meistgebrauchten Mundartwörtern fragten. Also, jetzt endlich: Das ausgezeichnete Wort heißt Schottelplack (in manchen Gegenden auch „Schottelschlett“) und bedeutet schlicht und ergreifend Spültuch. Weitere Spitzenreiter in der „Mundart-Bundesliga“: Äerpel (Kartoffel), Mösch (Spatz), Dörpel (Türschwelle) und nicht zu vergessen Fisternöll, jawohl Fisternöll, wie der Rheinländer sagt, wenn er „Liebschaft“ meint.

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