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SanssouciVorschlag

■ Independent-Filmfestival im Babylon Mitte und in der Volksbühne

Steve Buscemi läßt den Kopf hängen, Harvey Keitel fuchtelt mit einer Kanone rum. Vier spielen Pistolen-Quartett. Wieder ein Schnitt, und plötzlich spielen Chow Yun-Fat und seine Kollegen im fernen Hongkong das gleiche Spielchen. Was erst mal aussieht wie eine kleine Schnittkunde für CineastInnen, stammt aus dem zehnminütigen Kurzfilm „Who Do You Think You're Fooling?“ von Mike White, einem Filmstudenten aus Michigan. In Whites Clip, der bereits im Herkunftsland USA für Kontroversen sorgte, geht es um das Thema Filmklau. Genauer gesagt: Wo haben sich Tarantinos „Reservoir Dogs“ wann und von wem, filmisch gesprochen, die Knarre in die Hand legen lassen? Etwa von Ringo Lams „City of Fire“? Mr. White hat die Antwort.

Whites Kurzclip ist derzeit auf einem Filmfestival zu sehen, das am Wochenende beginnt. Unter dem Titel „Circles of Confusion / World Wide Film & Video Festival“ sind vor allem Filme aus dem Underground- und Independent-Bereich zu sehen. „Wir wollen besonders junge, unabhängige FilmemacherInnen zusammenbringen, um in Zukunft so was wie ein Netzwerk zu ermöglichen. Wir haben ja alle keine großen Companies im Rücken, also wäre das Festival als Forum eine gute Sache“, erklärt Melissa Perales, selbst Filmemacherin aus Ohio.

Knapp die Hälfte des zweitägigen Programms besteht aus amerikanischen Produktionen. Aus Australien kommt „Metal Skin“, ein Generation-X-Thriller, der bestens an „Kids“ und andere derzeit schwer jugendrelevante Filme anschließen dürfte. Relevanz ganz anderer Art verspricht „The Straight Agenda“, eine Parodie auf einen in den USA vieldiskutierten Hetzfilm gegen Schwule und Lesben. Ansonsten viel Experimentelles über Reisgerichte, Pornographie, geköpfte Talkmaster, Goldfische und Killer-Koteletten. Zum Chill-out steht die Videobar neben der Volksbühne bereit. Nach nur vier Monaten Vorbereitungszeit wurde den KoordinatorInnen dank mancher Notlage ein Motto des Hollywood-Outsiders Orson Welles zur Tugend: „Der Feind der Kunst ist die Abwesenheit der Einschränkung.“ Gudrun Holz

Sa. und So., 25. und 26.11., Grüner Salon in der Volksbühne, Rosa-Luxemburg-Platz, und Babylon Mitte, Rosa-Luxemburg- Straße 30, Mitte. Termine siehe cinemataz

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